Bioethanol wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts als Kraftstoff für den Prototypen des Ottomotors verwendet. Das ab 1908 in Serie produzierte T-Modell von Henry Ford lief ebenfalls mit Bioethanol. In Deutschland kam 1925 das sogenannte Monopolin auf den Markt, ein Kraftstoff mit einem bis zu 25-prozentigen Anteil an aus Kartoffeln gewonnenem Bioethanol. In den folgenden Jahrzehnten wurde pflanzenbasierter Kraftstoff durch preiswertere Erdölprodukte verdrängt, erlebte jedoch im Zuge der Ölkrise der 70er Jahre in Nord- und Südamerika erneut einen Aufschwung.

Zur Förderung der heimischen Zuckerrohrindustrie legte Brasilien damals fest, dass dort verkaufte Treibstoffe einen gewissen Anteil an Ethanol enthalten müssen. In jüngerer Zeit lag dieser bei über 25 Prozent. In der EU hatte Bioethanol 2016 einen Anteil von 3,3 Prozent am allgemeinen Treibstoffmix. Hier hat neben Bioethanol auch Biodiesel einen hohen Anteil an den Kraftstoffen.

Seit dem Beginn der kommerziellen Bioethanolproduktion 1975 veränderte sich die Situation nach moderatem Wachstum bis zum Jahr 2000 durch die steigenden Erdölpreise und politische Einflussnahme: Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts verfünffachte sich die Bioethanolproduktion nahezu. Seit der Finanzkrise verläuft die Wachstumskurve nicht mehr ganz so steil. Laut Prognosen soll die weltweite Produktion in den Jahren nach 2018 wieder stetig wachsen.

Die USA sind mit einer jährlichen Produktion von etwa 60 Milliarden Litern die weltweit bedeutendsten Hersteller von Bioethanol, das wie in anderen Herstellerländern zum größten Teil auf dem heimischen Markt verbraucht wird. Zweitgrößter Hersteller ist Brasilien mit einem Jahresoutput von knapp 30 Milliarden Litern, der sich bis 2027 aber deutlich über diese Marke steigern soll. Die Europäische Union und China produzieren ebenfalls erhebliche Mengen an Bioethanol, und auch andere asiatische Länder wie Thailand, Indien und die Philippinen erhöhen zunehmend die Produktion. Die Schwellenmärkte unter den Herstellerländern werden voraussichtlich in den kommenden Jahren für die größten Steigerungen bei Produktion und Verbrauch sorgen.

Politische Zielsetzungen

Der Einsatz als Biokraftstoff ist der mit Abstand bedeutendste Verwendungszweck von Bioethanol und wird in vielen Ländern gezielt gefördert. Anfangs sollten solche Fördermittel vor allem dazu dienen, größere Unabhängigkeit bei der Energieversorgung zu erlangen, Importausgaben zu senken und die heimische Landwirtschaft zu stärken. Heute ist als wichtiges Ziel hinzugekommen, die Nachhaltigkeit des Transportsektors zu verbessern. Dieser ist für die Hälfte des weltweiten Erdölverbrauchs und nahezu ein Viertel der globalen CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen verantwortlich.

Von 2000 bis 2015 ist die weltweite Produktionsmenge von Biokraftstoffen um acht Prozent gestiegen und hatte am Ende dieses Zeitraums einen Anteil von vier Prozent an den global verbrauchten Transportkraftstoffen. Der Anstieg wird hauptsächlich auf politische Maßnahmen wie die Festschreibung eines Pflichtanteils an Kraftstoffprodukten zurückgeführt.

Biokraftstoffe werden dabei generell als Mittel gesehen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu verwirklichen sowie das ebenfalls von den Vereinten Nationen vereinbarte Nachhaltigkeitsziel umzusetzen, die Nutzung von erneuerbaren Energien bis 2030 erheblich zu erhöhen.

Unter industrieller Anwendung wird ein breites Spektrum an unterschiedlichen Märkten verstanden. In der Kosmetikindustrie wird Ethanol unter anderem als Konservierungsmittel und zur Unterstützung der Formulierung von Lotionen eingesetzt. In Parfüms wirkt es als Duftträger. Zu den industriellen Verwendungszwecken zählt auch der Einsatz als Lösungsmittel, dessen Funktion darin besteht, andere Substanzen aufzulösen oder zu verteilen. Dies wird beispielsweise in Farben und Lacken benötigt. Als Lösungsmittel fungiert Ethanol auch in Reinigungsmitteln. Aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung kann Ethanol außerdem in pharmazeutischen Produkten eingesetzt werden. Je nach Einsatzbereich variieren Alkoholgehalt und Produktreinheit.

Zum Wachstum des Bioethanol-Gesamtmarkts trägt auch die Verwendung von Ethanol in Pflege- und Reinigungsprodukten bei, in denen Alkohol häufig als Konservierungsmittel oder zur Bäkämpfung von Haushaltskeimen enthalten ist. Diese Wirkung wird auch in Desinfektionsmitteln genutzt, die zusätzlich die Umsätze stützen. Ebenso hat die Verwendung als Lösungsmittel in Farben und Lacken sowie als Duftträger in Parfums Anteil am schnellen Wachstum der globalen Gesamtumsätze.

Menschen wurden schon früh auf Ethanol und seine berauschende Wirkung aufmerksam. So finden sich bereits in Schriften aus dem antiken Ägypten Hinweise auf die Herstellung und den Konsum alkoholischer Getränke. In Spirituosen wie Gin oder Wodka wird neutraler, destillierter Alkohol mit Wasser und gegebenenfalls mit Aromen gemischt.

Ethanol wird zudem als Zusatzstoff in nicht-alkoholischen Getränken und anderen Lebensmitteln verwendet. Es kann zum Beispiel als Geschmacksverstärker oder zur Extraktion von Aromen genutzt werden. So wird beispielsweise Vanilleextrakt hergestellt, indem die reifen Schoten zerkleinert und in einem mehrere Tage dauernden Reifeprozess mit Ethanol und Wasser gemischt werden. Auch Essig wird durch die Fermentation von Ethanol industriell produziert.

Die Getränkeindustrie wird teilweise als schnellstwachsendes Marktsegment eingestuft, aufgrund der steigenden Kaufkraft in den Schwellenländern sowie der zunehmenden Akzeptanz, auf die der Konsum von alkoholischen Getränken vielerorts trifft. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Gefahren übermäßigen Alkoholkonsums sowie der Anspruch der Behör- den in puncto Qualität. Die globalen Umsätze mit lebensmitteltauglichem Alkohol, an denen Ethanol den größten Anteil hat, sollen von neun Milliarden US-Dollar in 2016 auf mehr als 13 Milliarden US-Dollar 2023 steigen.

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Glossar

Literatur (Links zuletzt geprüft am 20. 8. 2018)

Craiova - Bilder vom 12. September 2018

Clariant - Bilder vom "Groundbreaking-Event" für die neue Sunliquid-Fabrik im September 2018 in Podari, Rumänien 10/2018

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