Ukraine-Krieg ...
... eine Doku, die nicht von denen da oben diktiert wird, sondern von Sachkenntnis und Verstand. Lesen Sie:
"Putin ist böse. Schröder ist böse. Schlachtet sie!" 11-3-2022
Der Westen in der Falle – die beeindruckende Bilanz grüner Außenpolitik 8-3-2022
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Und auf keinen Fall vergessen:
Malta, ein Verbrecherstaat? Der Fall Daphne Caruana Galizia
Malta, ein Staat, den man boykottieren sollte. Ein Staat, der sich bestimmt nicht für Julian Assange einsetzt. Ein Staat, in dem die Menschenrechte de facto nicht existent sind. Ein Verbrecherstaat? Drei Jahre nach der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia in Malta zeigen die maltesischen Behörden noch immer kaum Engagement dabei, den Fall aufzuklären. lesen
US-Atombomben aus Deutschland abziehen
Zum Internationalen Tag für die vollständige Beseitigung von Atomwaffen am 26. September
Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung bei der atomaren Abrüstung endlich gerecht werden und, wie von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung gefordert, den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland in die Wege leiten. Die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags der UNO darf aus Deutschland nicht länger blockiert werden, zumal nur noch fünf Staaten fehlen, damit er in Kraft treten kann. lesen
Erdogan stoppen: Zur Behauptung des türkischen Präsidenten, gegen den IS vorgehen zu wollen, tatsächlich jedoch lediglich die Kurden zu bekämpfen, gibt es weltweit Kritik - die von den Nato-Verbündeten der Türkei weitgehend ausgeblendet wird. Das türkische Militär geht an der syrisch-türkischen Grenze gegen kurdische Flüchtlinge vor und verwehrt Opfern der Angriffe des IS die Einreise in die Türkei, während sich IS-Kämpfer dort weiter frei bewegen können. Die Kumpanei Merkels mit Erdoğan muss beendet werden. Das fordern nicht nur Gregor Gysi und Sevim Dagdelen in ihren Kommentaren. lesen
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Privacy Shield ist die neue Daten-Mogelpackung
Die ‚Safe Harbour‘-Nachfolgeregelung der EU Kommission kann die massenhaften Datenerhebungen und -nutzungen durch US-Behörden nicht im Ansatz verhindern und ist weder mit den europäischen Grundrechten noch mit der aktuellen Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vereinbar. Man kann deshalb nur hoffen, dass sie nicht lange Bestand haben wird. Sagt Jan Korte in seiner Analyse in GT. lesen
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Dauerstreit und Debatte in GT
Coca-Cola - Aus für 550 Familien
Syrien und der Krieg
TTIP - der Verrat
Jan Böhmermann - der Verrat II
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Paris - alles gut?
Gentechnik: lecker!
Wider den Leinenzwang
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Das neue Buch: "Glück im Schritt"
Die Neuauflage der Prosa-Klassiker von Norbert Gisder. Mit der Geschichte „Die Maske der Schönen“, der Novelle „Mars ruft Venus“ und dem Roman „Amok – oder: Die Schatten der Diva“ hat Norbert Gisder der Deutschen Belletristik drei große, schillernde Werke hinzugefügt, die in jedem ernst zu nehmenden, deutschen Feuilleton Beachtung gefunden haben. In einer Sonderedition gibt die Reihe GT-E-Books für Leser dieses Magazins alle drei Prosastücke in einem Sammelband unter einem schillernden, vieldeutenden Bild neu heraus. „Glück im Schritt“ lautet der metapherndichte Titel. mehr lesen
Gasthaus "Zur Byttna" - Straupitz im Oberspreewald
Das Gasthaus "Zur Byttna" an der Cottbuser Straße 28 in Straupitz hat einen eigenen, einen ganz unverwechselbaren Charme. Das liegt sicherlich an den Köchen, die beste Wildgerichte zaubern, den Beilagen das gewisse Etwas bei-zaubern und Arrangements präsentieren, bei denen schon der Anblick zu einer kulinarischen Kostbarkeit wird. Kein Wunder, dass die Gäste Anfahrten aus Berlin und Dresden nicht scheuen. Und wer nach dem Festmahl im Oberspreewald noch einen Tag bleiben will, dem helfen die Gästehäuser des schönsten Dorfes im Osten. lesen
Auf dem Wasser von Brandenburg nach Schwerin:
Von kirchlicher Ignoranz und der Überfülle des aufblühenden Frühlings.
Der romanische Turm der Kirche über dem kleinen, kommunalen Steg von Hohennauen gilt als der älteste seiner Bauepoche in Brandenburg. Als wir die Kormoran 1280, ein wunderschönes, für gut und gern 10 Wasserwanderer geeignetes Hausboot aus der Kuhnle-Werft, festmachen, nimmt uns das Gemäuer aus dem Jahr 1200 sofort in seinen Bann. Alles wissen! Man will alles wissen über das, was rechts und links des Wasserweges zu sehen und zu finden ist. Ja, eigentlich ist es das, was die große Faszination des Wanderns auf Hausbooten ausmacht: Man erweitert seinen Horizont oft am meisten genau dort, wo man meint, eigentlich bereits alles zu kennen. Für uns wird Hohennauen auf der Fahrt von Brandenburg Plaue nach Schwerin nicht nur wegen dieses Turms ein unvergesslicher Rastplatz bleiben. Nicht etwa, weil er der schönste oder einzige seiner Art oder das faszinierendste Stück Architektur längs von Havel, Elbe, Elde und Störwasserstraße wäre, nein, sondern weil uns in Hohennauen ausgerechnet eine Kirchenfrau ein Thema lieferte, welches uns seither immer wieder zu Gesprächen inspirierte: Es war die Pfarrerin, die - in sonst kaum etwas als Parfumwolken gehüllt - mit Impertinenz und sakraler Ignoranz einen Einblick in das Gotteshaus verwehrte, worauf wir noch zu sprechen kommen werden.
Menschen, Märkte, Monstranzen - ja, wer durch Berlin, Brandenburg und Mecklenburg übers Wasser reist, erlebt Dinge, von denen die normalsterblichen Landratten niemals etwas ahnen werden!
Unsere Reise hatte am Vortag jenes erschütternden Erlebnisses mit der 4711-geschwängerten Gottesfrau begonnen: in Brandenburg Plaue.
Hier ist unser Logbuch:
Montag, 6. April 2009
11:15 Uhr - es ist ein schöner, sonniger Tag. Frohen Mutes läuft die Crew per Landweg im Hafen des brandenburgischen Örtchens Plaue ein. Ich (gestatten Sie mir, dass ich, der Ich-Erzähler, René Mattke, mich so vorstelle: nämlich als alte Landratte) betrachte nicht milde beeindruckt die vielen Boote, die nicht nur das Hafenbecken, sondern auch dessen Zufahrt füllen.
Unser Boot ist die „Zope“, ein Hausboot der Kuhnle Werft von 12,80 Metern Länge (Kormoran Klasse). Norbert Gisder, unser Skipper, mault etwas herum, er hätte lieber eine Zofe. Nun, ich kann ihm da nicht helfen, unser neues, schwimmendes Zuhause heißt nun mal nur Zope, und eine Zofe kann ich weit und breit nicht entdecken. Dafür macht der 25 Tonnen schwere Stahlkollos mit dem so wunderschönen, wohnlichen Ambiente innen – am letzten Ende des langen Steges befestigt – einen so majestätischen Eindruck, wie er da in der Sonne liegt, dass ich sogleich Vertrauen in den Bootssport fasse. Von heute an wird das mein neues, liebstes Hobby: Wassersport! Irgendwie ist mir das klar.
Zu sechst beladen wir unser neues Heim für die nächsten fünf Tage, und danach geht es auch schon los: Der Skipper erklärt uns nautischen Neulingen die wichtigsten Begriffe, Handgriffe und Manöver, und schon heißt es: Leinen los!
13:30 Uhr - langsam an das Schiff, das von außen bereits groß erscheint, aber innen wirklich riesig ist, gewöhnt, sehen wir rechts voraus den Kirchturm von Fohrde und bewegen uns auf die Schleuse Bahnitz zu. Ich denke an meine Einweisung und erinnere mich an das, was Norbert zu den wichtigen Manövern gesagt hatte: Ablegen, Anlegen, Steuern und Abstoppen. Voll Spannung erwarte ich meine erste Schleusung, bei der ich aktiv mitwirke. Es geht etwa einen Meter nach unten, und als wir locker festgemacht haben und das Wasser nur so aus der Schleusenkammer herausrauscht, rauscht es auch in mir – wie in einem Rausch. Schön. Einfach nur schön. Alles klappt, wenn man weiß, wie man es machen muss, und die Handgriffe nur locker genug ansetzt.
14:15 Uhr - die Schleuse Bahnitz wurde von uns erfolgreich durchfahren. Auch wenn das Schiff schwer ist und auf dem Wasser so stetig geradeaus wie auf Schienen läuft, muss man ständig auf der Hut sein. Da gibt es das betonnte Fahrwasser und die Mäander der Havel, ständige Richtungswechsel und gelegentlich Treibgut. Durch kleinste Unachtsamkeiten kann man irgendwo gegenfahren. Und Ablenkungen hat man an jeder Biegung: Da sind die Weißkopffischadler und andere Greife, die über uns ihre Bahnen ziehen, die Zeit des Vogelzugs ist auch durch die von Wildenten und Wildgänse bevölkerten Wiesen rechts und links der Havel von großem Reiz. Wir sehen einen Sprung Rehe und in der Ferne eine Rotte Schwarzkittel.
15:00 Uhr - die Uferlandschaft der Havel ist wirklich umwerfend schön. Rotmilane und ein Storch kreuzen - wenn auch auf höheren Ebenen - unsere Bahn. Sie alle finden in den üppigen Schilfgürteln und überfluteten Auen entlang des Flusses Nahrung und Schutz. Während ich die urtümliche Landschaft bestaune, bereitet sich der Rest der Crew auf das Passieren der Hauptschleuse Rathenow vor.
Hier mal ein kleiner Tipp von einem Anfänger für all die Profis, die mit uns immer so jovial umgehen: Skipper Norbert hat ein „Landkommando“ vorausgeschickt, Christine und Gisela, seine Frau und seine Tochter. Denn allein mit mir, einem von der Seefahrt noch völlig unbeleckten Bootsmann, und seinen beiden Jungs, Norbert jr. (8) und Rainer (7), ist ihm die „Grabkammer“ der konisch nach innen gemauerten Schleuse mit diesem großen Boot ein wenig ungeheuer. Mit dem Landkommando und seiner wirklich perfekten Anweisung und ruhigen Art, uns zu sagen, wann wir an welcher Leine wie stark ziehen sollten, kommen wir jedoch ohne Mauerberührung auf die tiefere Ebene der elbwärts zu Tal ziehenden, gemächlich mäandernden Unteren Havel Wasserstraße (UHW) Nord - es geht deutlich eineinhalb Meter abwärts. Ja, denke ich, so sollte man es machen. Der Skipper informiert und motiviert uns und führt das Schiff auf diese Weise fast spielerisch über die engen Wasserstraßen.
16:47 Uhr - Schleusenmanöver abgeschlossen, damit liegen die zwei schwierigsten (Sarg)-Schleusen der Strecke hinter uns, denke ich. Jetzt befinden wir uns bei Havelkilometer 103. Die beiden Schleusen haben uns gezeigt, dass es doch ganz gut ist, wenn drei Erwachsene an Bord sind, um die Kormoran 1280 sicher durch die heimischen Binnengewässer zu schleusen. In Sargschleusen ist es zum Beispiel vorteilhaft, je nach Situation, eine Person an Land gehen zu lassen, um die Achterleine am Poller festzumachen, weil man vom Boot aus an die Festmacher gar nicht herankommt und in die Schleusenwände keine Stangen eingelassen sind.
Norbert macht deshalb kurzen Prozess mit der Terminplanung seiner Familie: Christine, selbst erfahrene Skipperin und Inhaberin eines Pressebüros sowie Herausgeberin dieses Online-Magazins (www.gt-worldwide.com), wird uns mit der Jüngsten aus dem Gisder-Clan, Tochter Gisela (5), begleiten. So wird unser bisher eher loser Männerhaufen um zwei Hübsche bereichert - und überdies kommt Bordhund Benny mit aufs Boot, denn der gisdersche Hofmischling kann ja nicht allein im Kapitäns-Klub in Kablow Ziegelei (www.kapitaens-klub-gisder.com) bewirten, wo die Skipperleute einen hübschen Gesellschaftsklub am Zernsdorfer Lankensee unterhalten.
Fotogalerie 1 – von Brandenburg Plaue bis Rathenow
18:00 Uhr - Kilometer 109: Das durchgehende Parkverbot auf der Havel fällt langsam unangenehm auf. Wassersporttouristen, welche aufgrund der zahlreichen, auf der Karte eingezeichneten Buchten eine Bade- oder Angelpause einplanen, seien hier im Voraus gewarnt! Für einen Stopp unterwegs gibt es nicht sehr viele Plätze.
18:15 Uhr - wir sind bei Kilometer 112 erfolgreich in den Hohennauener Kanal eingebogen. Der unglaublich hohe Wasserstand der Havel verändert das gesamte Bild der Landschaft. Die Überschwemmungen der Wiesen lassen den Eindruck von großen Seeflächen entstehen. Doch die Wasserstraße selbst ist kaum so breit wie das Boot lang.
18:45 Uhr - haben in Hohennauen angelegt, dem Endziel dieses schönen Montages. Während die ältere Hälfte der Crew den Tag langsam ausklingen lässt, die Sonne hinter dem Horizont verschwindet und es an Deck allmählich kühl wird, gehen Norbert, Rainer und Gisela im Hafenbecken planschen. Letztgenannte ist den ganzen Tag tapfer mit ihrer Mama als Landkommando vor uns hergefahren, damit wir den Widrigkeiten beim Schleusen und Anlegen fest ins Auge sehen konnten. Nun gönnt sie sich auf ihre fünf Jahre eine verdiente Erfrischung.
Unter den letzten Sonnenstrahlen, die das Wasser in flüssiges Gold verwandeln, reflektiere ich die Ereignisse des heutigen Tages. Harte Manöver, die malerische Uferlandschaft der Havel und ein verirrtes Reh, das durch die überfluteten Wiesen tollte, waren Highlights.
Am Anleger der Gemeinde Hohennauen zahlen wir 3 Euro für die Nacht am festen Steg und erhalten dafür eine Quittung des Amtes Rhinow. Herr Gottwald kassiert, das Geld geht an die Gemeinde Seeblick.
In der gemütlichen Gaststätte in Hafennähe, dem „Schwarzen Adler“, teilen wir, Skipper und Sohn Norbert sowie ich selbst, mittlerweile sogar schon zum Steuermann befördert, zwei Bier und eine Sprite für 4.40€.
Unter sternenblitzendem Himmel stolpern wir danach zum Boot, wo wir den Abend am gemütlichen Cockpittisch ausklingen lassen: bei absoluter Windstille und dem Gesang der ersten Nachtigall, die wir auf dieser Tour hören.
Fotogalerie 2 – von Rathenow bis Hohennauen
Dienstag, 7. April 2009
8:00 Uhr - die Crew, erwacht. Ich habe unterm Bug in der größten Kabine wie ein Stein geschlafen. Einer Ohnmacht gleich, während die bordeigene Heizung das Schiff (fast schon zu sehr) erwärmte. Jedoch ist anzumerken, dass der Stahlkoloss recht schnell auskühlt, die Heizung ist also ein nennenswertes Komfortmerkmal. In den nächsten Nächten werde ich entweder das Dachfenster oder zwei Bullaugen öffnen - der frischen Luft wegen.
9:00 Uhr - Kaffee steht dampfend auf dem Tisch. Kurz zuvor haben wir noch einmal das Städtchen Hohennauen erkundet. Mehrere Gaststätten und ein Getränkemarkt, der sich an der Pareyer Straße befindet und von vier schwanzwedelnden Dalmatinern bellend bewacht wird, sind in Hafennähe zu finden und vom Boot aus innerhalb von fünf Minuten zu erreichen.
Sehr zu empfehlen ist der „Schwarze Adler“ in der Rhinower Straße (Tel.: 033872/70410) der mit tipp Preisen und topp Bedienung aufwartet. Abends kommt hier bei einem kühlen Pils vom Fass Atmosphäre auf, während man morgens mit der Chefin Gerda Ehrich beim Fegen ein Schwätzchen halten kann. „Wann ist der Gulasch fertig?“ - „11 Uhr.“ - „Na, dann bis gleich!“
Das Wahrzeichen der Stadt hat es uns angetan. Die uralte Kirche überm Hafen wollen wir unbedingt ansehen. Der Kirchturm, ein Wehrturm, der um 1200 n. Chr. den Straßenzugang von Süden her schützen sollte, ist so beeindruckend, dass wir die Pfarrerin aufsuchen wollen. Nun ist ein Dienstagmorgen ja nicht gerade von kirchlichen Pflichten überbordet, also, denken wir, wird die Gottesdienerin auch uns den Zugang in ihr schönes Gotteshaus nicht verwehren. Wie sehr wir uns irren, erfahren wir erst, als sie nach wiederholtem Klingeln in ihrer Robe, die Lippen perfekt geschminkt und überaus Duftwasser dünstend, öffnet. Nein, Zeit habe sie nicht. Und wer die Kirche ansehen wolle, der müsse sich a n m e l d e n (!!!) - und erhalte dann einen T E R M I N !!! - Ich frage mich, ob ich hier im falschen Film bin. Aber die Schlüsselgewaltige kennt keine Gnade nicht: Wir werden nicht vorgelassen, und als ich Skippie von meinem Waterloo erzähle und er sagt: „Warte mal, ich rede noch mal mit der Guten“, macht sie einfach gar nicht mehr auf. Nur leichte Bewegungen der Gardinen hinter den Fenstern sagen uns, dass da doch irgendetwas sein muss.
An „Det Hus uf Hohenhagen“, wie Herr Smycek mir später galant erzählte, wurde das Kirchenschiff erst in folgenden Jahrhunderten angebaut. Mit seinen 1,20 Meter dicken und mit Backsteinen umhüllten Feldsteinmauern, den Schießscharten nach drei Seiten und der stattlichen Höhe von 20 Metern war der Tower der Hohennauer seiner Schutzaufgabe mehr als gewachsen.
Und so nehmen wir ohne eigene Anschauung von innen immerhin mit: Der Kirch-Wehrturm gilt als eines der ältesten Bauwerke der märkischen Backsteinkunst und ist allein deswegen einen Besuch in Hohennauen wert - wenn die schutzheilige Wehrturmswächterin, die sich selbst gegen freundlichste Spontanbesucher immun zeigte und „Kirchenbesichtigungen nur unter Aufsicht“ zulässt, Gnade walten lässt ...
11:30 Uhr - stechen wieder in See. 11:45 Uhr - haben ein Ankermanöver geübt. Faszinierend, wie so ein kleiner Anker so ein großes Schiff konstant in Position hält!
12:15 Uhr – Havelkilometer 114 ist passiert. Bereiten uns mental auf das Schleusen-Manöver bei Grütz vor. Bei Kilometer 115 befindet sich ein Anleger mit einem Restaurant namens „Havelblick“. Acht sehr gut ausgebaute Schwimmstege (15 Liegeplätze), Charterschiff „Alte Liebe“ und Tankstelle mit Service von Suzuki runden das Angebot ab.
12:45 Uhr - die Schleuse Grütz verläuft im unteren Teil konisch (sargdeckelschleusenartig), ist jedoch auch von Anfängern gut zu meistern.
13:10 Uhr - während wir weiter flussabwärts fahren, kommen wir an einem blauen Schild vorbei, das einen Sportbootanleger in Schollene ankündigt (Kilometer 120 - 121). Dort gibt es außerdem eine Gaststätte für den hungrigen Seefahrermagen. Es ist wirklich erstaunlich: Die Havel ist so randvoll mit Wasser, dass es durchaus an vielen Stellen sogar über die hohe Böschung schwappt.
13:40 Uhr – von Kilometer 124 an sieht man langsam die Folgen des Verkehrsprojektes 17 deutscher Einheit. Ziel war es, 4,5 Milliarden DM für den Ausbau der Wasserwege zwischen Osten und Westen auszugeben. Durch die Begradigungen und den Uferausbau mit Steinen verliert die Landschaft deutlich an Charme.
14:15 Uhr - die zweite und letzte Schleuse des heutigen Tages, die Schleuse Garz, wurde soeben perfekt von der Crew gemeistert. Crewmitglied Norbert jr. kann mittlerweile, sehr zum Stolz des Skippers, mit seinen acht Jahren selbstständig steuern und den Fenderdienst übernehmen, um das Boot in den Schleusen und beim Anlegen vor Berührungen der nicht immer babypoglatten Mauern zu schützen. Des Weiteren gewinnt die Havel, trotz der leichten Begradigung durch den Menschen, hinter Garz wieder schnell an Charme, außerdem gilt ab hier ein Überholverbot. Touristeninfo: Garz hat eine ausgeschilderte, umfassende Ferienanlage mit allem Drum und Dran! Der Zugang liegt bei Havelkilometer 130.
Fotogalerie 3 – von Hohennauen bis Garz
15:00 Uhr - drei Meter Tiefe unterm Kiel bei normalerweise 1 bis 1,20 Metern. Eine weitere Touristeninfo: Bei Vehlgast ist abermals ein Wasserwanderrastplatz.
15:33 Uhr - Kilometer 141: Die Wassertiefe unterm Kiel beträgt jetzt vier Meter, die Landschaft und insbesondere die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren regt immer wieder aufs Neue zum Staunen an. Silberreiher, Kormorane, Schwäne, Wildenten, Gänse erfreuen des Wasserwanderers Auge. Über allem kreisen Bussarde, Falken und Weißkopffischadler, sogar seltene Rotmilane. Die ersten Störche suchen in den überfluteten Poldern nach Fröschen, und die einsamsten Lebewesen in diesem Wasserparadies wären Jäger, die versuchen würden, ihre Hochstände zu erreichen: Das ist bei solchem Wasserstand des idyllischen Flusses nämlich nur mit Kanu möglich.
Als die Kulisse von Havelberg auftaucht, ist der Fluss gut 400 Meter breit. Im Dunst unterhalb des Städtchens sieht man umgestürzte Baumriesen, die normalerweise am Rand von Treidel- und Fußwegen wurzeln, jetzt aber mitten in einem Meer von havelgespeistem Süßwasser.
16:25 Uhr - haben mit einem starken Manöver im Havelberger Hafen angelegt: Im Strom an den Schwimmstegen vor dem alten Bahnhof liegen wir jetzt ruhig und fest wie in Abrahams Schoß. Nachdem der jüngere Teil der Crew gebadet hat, werden wir alle zusammen die malerische Altstadt erkunden. Im Yachthafen von Havelberg zahlten wir 17 Euro für die Übernachtung inkl. Strom, und die Hafenmeister, Dagmar und Dieter Klostermann, geben uns zwei Familienkarten: Mit der einen können die Kinder auf dem gegenüberliegenden Spielplatz der Insel eine Runde kostenlos Minigolf spielen, mit der anderen können wir in einer großen Auswahl von Restaurants, die der Havelberger Insel Touristic GmbH und Co. KG angeschlossen sind, 10 Prozent Nachlass auf unsere Restaurantrechnung erwarten.
Ganz wichtig: Im Yachthafen (Spühlinsel, 639539 Havelberg; Tel.: 03938720655; Mobil.: 01633938702) gibt es keine Tankstelle! Nachdem fast alle Medien fälschlicherweise erzählen, es gäbe dort eine, weist Hafenmeister Dieter Klostermann ausdrücklich darauf hin. Er hilft zwar jedem gern, betanken kann er Boote aber nicht. Des Weiteren sei zu erwähnen, wenn man mit eigenem Boot und Trailer kommt, so kann man über eine breite, asphaltierte und ins Wasser hinein gepflasterte Rampe komfortabel rückwärts bis ins Wasser hinein fahren und das Boot abladen. Das empfohlenerweise zugkräftige Auto kann auf dem breit ausgebauten, angeschlossenen Parkplatz abgestellt werden.
Havelberg selbst - das ist wie Leben in der Toscana. Wenn man hier in dem wunderschönen Restaurant „Bella Vista“ im Schatten des Gothischen Doms sitzt, mit Blick auf die Havel und das mittelalterliche Städtchen, dann vergisst man die Wirren der modernen Zeit. Der Besitzer vom „Bella Vista“, Antonio Lei, bedient uns höchstselbst und erzählt uns von seiner Freude, als Gastronom ein Stück seiner geliebten Heimat ins Dreieck zwischen Elbe und Havel zu bringen. Alles strahlt ein bisschen Mittelalter.
Die Sonne geht als glutroter Feuerball am Himmel unter. Leider kann dieses Schauspiel kein Foto einfangen, deshalb sind solche Augenblicke zum Genießen da. Während wir uns noch unserem ausgezeichneten Essen widmen, läutet eine nahe Amsel mit ihrem Lied den Abend ein.
Aus eben noch heiterem, plötzlich bewölktem Himmel regnet eine Husche auf die vor wenigen Augenblicken noch von der Sonne beschienene Terrasse. Für uns die Gelegenheit, das Restaurant auch von innen anzuschauen. Alle Tische besetzt - bis auf einen. Antonio bittet uns, Platz zu nehmen. „Gott sei Dank, viel Arbeit!“, lacht er und zeigt in die Runde. (Haben Sie so einen Satz schon mal von einem deutschen Dienstleister gehört?)
Fotogalerie 4 – von Garz bis Havelberg
Abends, wieder auf dem Hausboot, bewundern wir noch das Schauspiel eines fernen Wetterleuchtens, dessen dicke, schwarze Quellwolken von Nordwesten die Elbe herabziehen.
Morgen werden wir den Vorteil wetterfester Jacken aus der Manufaktur von Bernd Michael Schröder in Hamburg schätzen lernen. (BMS Bernd Michael Schröder Sailing Wear GmbH - Am Sandtorkai 25-26 - 20457 Hamburg, Tel: +49 40 3743567 - Fax: +49 40 3743566 - Mail: info(at)bms.tv) Regen ist angesagt.
Fotogalerie 5 - Havelberg
Mittwoch, 8. April 2009
8:07 Uhr - haben Havelberg verlassen und fahren auf die Schleuse der Stadt zu, um über den Schleusenkanal in die Elbe zu gleiten. Innerhalb der Schleuse Havelberg werden wir ca. 1.60 Meter geschleust. Auch die Elbe führt sehr viel Wasser. Die Polder sind weithin überflutet, oft, so weit das Auge reicht.
8:55 Uhr - Havelkilometer 148: Wir fahren in die Elbe ein, genau bei Elbkilometer 423. Das Elbkilometerschild steht normalerweise auf dem Deich, jetzt jedoch mitten im Wasser. Wegen Unsichtigkeit (Nebel, Regen - Sicht unter 500 Meter) macht der Skipper Positionslaternen und Topplicht an, des Weiteren bleiben wir zur Sicherheit mitten im Fahrwasser, das uns mit ca. 4 bis 5 Knoten schiebt. Addiert zu unseren sechs Knoten, ergibt sich, dass unsere Kormoran in ungefähr sechs bis sieben Stunden in Dömitz einlaufen wird.
9:15 Uhr - bei Kilometer 427 kreuzt ein dicker, fetter Biber, gut einen Meter lang und mit einem Kopf wie unser Schiffshund Benny, unseren Kurs. Leider ein fotoscheues Exemplar, das direkt vor unseren Augen in das 5,7 Meter (Kieltiefe) kalte Wasser abtaucht, ohne wenigsten kurz in die Kamera gelächelt zu haben.
Ein regengrauer Tag. Das Wetter begrüßt uns mit Schauerböen und lässt eine gespannte Atmosphäre aufkommen - die sich in gelegentlichen Blitzen aus schwarzen Wolken auch schon mal entspannt.
9:35 Uhr – wir befahren die Elbe mit frohem Mut und gestärkten Mägen. An Stellen, wo im Sommer unterm Kiel gerade mal 60 - 80 cm Wassertiefe strömen, haben wir jetzt durchgehend mindestens 3,7 Meter - oft mehr.
10:04 Uhr - Skipper Notiz: „Achteraus liegt Kilometer 439. Der neue Bootsmann fährt besser als der Kapitän. Kapitän ist frustriert. Fazit: Kapitän geht schlafen.“
11:11 Uhr - Elbkilometer 454: Auf dem bleigrauen Wasser gleiten wir an Wittenberge vorbei. Das hübsche Städtchen mit dem Sportboothafen, der auch ein Anlegen leicht macht, lassen wir an Steuerbord. Durch das Hochwasser ist die Elbe sehr breit, mehr Sicherheit verspricht dies aber nicht: Unscheinbare, aber dennoch kraftvolle Strudel lassen den 25 Tonnen schweren Stahlkoloss mitunter tanzen wie ein Gummiboot in der Badewanne, und tief in den Fluss hineinreichende Buhnen drohen, den Schiffsrumpf eines eventuell allzu arglosen Steuermannes aufzureißen. Es ist nicht ohne Grund, dass man auf diesem Fluss einen Sportbootführerschein oder ein Patent braucht, auch wenn die Havel und die spätere Elde ohne Führerschein befahren werden dürfen. Über alldem wirft das neblig-diesige Wetter einen Schleier des Geheimnisvollen.
Fotogalerie 6 – die Elbe
Hinter Wittenberge, bei Kilometer 460, sehen wir die Häuschen mit interessantem Fachwerk-Kirchturm von Wahrenberg über den Deich lugen. Die ersten Sonnenstrahlen kündigen den erwarteten Wetterwechsel an. Christine bereitet Spaghetti mit Zwiebeln, Knoblauch - ohne Pesto, dafür mit Tomaten - vor. Schon duftet es! Gisela hat die Achterkajüten und die Badezimmer durchgefegt, ich habe den Regen genutzt und das Deck geschrubbt: Unser Schiff ist in jeder Fahrminute blitzeblank! Der Skipper sagt: So muss das sein - Seefahrt macht nur Spaß, wenn die Sicherheit gegeben ist. Und auch die Sauberkeit gewährleistet Sicherheit.
12:33 Uhr - Elbkilometer 473: Auf der rechten Seite liegt Lütgenwisch. Dort steht das Wasser an der linken Elbseite bis an die Deichkrone und man sieht weit in die Felder hinein.
Bei Kilometer 474,5 überqueren wir die Linie der Fähre von Schnackenburg nach Lütgenwisch. Ich bin überrascht: Die Fährlinie ist trotz Hochwasser offen.
14:00 Uhr - die Wolkendecke reißt auf und überflutet unser von mir frisch geputztes Boot mit warmem, weichem Licht. In 47 Minuten werden wir auf der rechten Seite die Schleuse Dömitz und links die „Chinesische Mauer“ sehen. Bei Elbkilometer 504 verlassen wir Deutschlands Fluss, der glücklicherweise nicht mehr Deutschlands Grenze ist, und biegen bei Dömitz in die Mündung der Elde ein.
15:10 Uhr – fast auf die Minute genau die Zeit, die der Skipper ausgerechnet hatte: Wir haben die Schleuse Dömitz gemeistert. Man merkt deutlich, wie sich die Crew langsam aufeinander einspielt, und schon geht es die Elde zu Berg weiter nach Neu-Kaliß, unserer nächsten Schleuse. Unser Ziel ist simpel, aber nicht einfach: Heute so viele Schleusen, wie nur möglich, passieren, bevor sie um 19:30 Uhr schließen.
Wichtig für Wassersportler: Unter der Brücke unmittelbar vor der Schleuse Dömitz darf man auch bei rotem Brückensignal durchfahren, wenn das Schleusensignal auf Grün steht und man unter der Brücke hindurchpasst.
Gleich hinter der Schleuse befinden sich breite Schilfgürtel und eine urwaldartige Vegetation. Schwäne, Schilf, Sträucher und Bäume fügen sich in das Bild einer schorfheideartigen Natur.
15:45 Uhr - die Crew der Zope hat die Schleuse Neu-Kaliß passiert und wurde soeben durch die einen Kilometer entfernte Schleuse „Findenwirunshier“ um ca. zwei Meter angehoben. Wir waren heute das erste Schiff, wie uns die Schleusenwärterin sagte. Sie freut sich, und das merkt man ihr an. Schön, dass es noch Schleusenwärter gibt, denken wir, und winken der freundlichen Frau noch einmal zu.
Fotogalerie 7 – Dömitz bis Kaliß
300 Meter hinter der Schleuse befindet sich ein Wasserwanderrastplatz namens „Find`s hier“ - null Service, aber mit Restaurant neben sechs Liegeplätzen und gut ausgebauten Stegen.
17:10 Uhr - die Kormoran fährt durch wunderschön bewaldetes Gebiet. Wenn man die Nase hinaus in die Sonne streckt, riecht man Nadelholz- und Pilzduft.
17:45 Uhr - haben die Selbstbedienungsschleuse Malliß passiert. Links dahinter befindet sich der Campingplatz „Wiesengrund“ der Familie Sielaff, rechts dahinter der Campingplatz „Neu Göhren“ und ein Bootsanleger mit sechs Liegeplätzen - bemerkenswert gut. Kurz darauf ändert sich die Landschaft abrupt: Der Wald weicht Wiesen- und Heideland. Der Wind hat gedreht und kommt uns aus Ost-Südost auf den Steuerbordbug.
Fotogalerie 8 – Kaliß bis Malliß
18:52 Uhr - unser stattliches Boot läuft in Eldena ein, wo man Diesel kaufen kann. Im Hafen gibt es einen Bootsverleih und einen Campingplatz direkt am Wasser. Die uralte, eindrucksvolle Kirche lädt zum stillen Verweilen ein.
Donnerstag, 9. April 2009
8:17 Uhr - das Wetter ist diesig und die Luft eiskalt, als ich erwache. Beim Nase-über-die-Reling-Strecken kann ich meinen Atem beobachten, wie er als weißer Dunst den neuen Apriltag begrüßt.
Eldena ist ein gemütliches Städtchen, noch schöner ist jedoch der Hafen in Holzbootoptik. Es sind reichlich Anlegeplätze in einem kleinen Becken vorhanden und die Hafenmeisterin wohnt ebenfalls hier, somit hat man einen Ansprechpartner bei eventuellen Fragen oder Problemen direkt vor Ort.
Paradiesisch ist es sowieso für Leute, die mit Kindern und Hunden reisen: Direkt am Hafen befinden sich ausgedehnte Wiesen, die unter anderem zum Campen genutzt werden und, wie eingangs erwähnt, direkt bis ans Wasser reichen. Interessant ist, dass, wie die Hafenmeisterin uns nicht ohne Stolz erzählt, hier früher nichts war. All die wunderschönen Hafenanlagen aus stattlichem Holz - Häuser, Stege und Begrenzungen - hat die Familie Witte per Hand aufgebaut.
Fotogalerie 9 – Malliß bis Eldena
Abends kann man bei den Hafenbetreibern, rüstigen Bootsleuten, den Ausklang des Tages bei Kuchen oder einem anderen Schmankerl genießen - vielleicht sogar einem Krabbenbrötchen?
Informationen bekommt man jederzeit unter www.camping-eldena.de.
9:15 Uhr - nun müssen wir das sympathische Eldena über die Schleuse verlassen, denn unser nächstes Ziel, die Schleuse Güritz, wartet bereits auf uns.
9:30 Uhr - bevor das wohlverdiente Frühstück auf dem Tisch steht, noch einmal eine Anmerkung zum Eldenaer Hafenbecken: Es ist zwar schmal, für große Schiffe mit Bug- und Heckstrahlruder bzw. für Wassersportler, die ihr Boot beherrschen, aber bequem zu durchsteuern. Selbst Wenden auf dem Teller geht, wenn man weiß wie, wie uns der Skipper zeigt.
Hinter der Schleuse bewegen wir uns durch eine eindeutig vom Menschen geformte Landschaft: Nutzwiesen, Zäune und streichholzdünne Kiefern inmitten der Reste des ursprünglichen Flussdeltas.
Peter Krauße, einer von neun Schleusenwärtern im Außenbezirk der MEW (früher waren es 22), erzählt von Eisvögeln an der alten Elde, die dort in den Kalkfelsen nisten. Von alten Bibern, die in den Halterungen wohnen, und von einem Falken, der einmal im Sturzflug gegen die Scheibe des Kontrollhäuschens gejagt ist. Zitat: „Ich hab ihn in die Hand genommen und ihn drüben in den Wald gebracht. Dort hat er sich dann erholt.“
Seine Schleuse in Güritz hat uns um 3,02 Meter angehoben, jedoch soll auch sie, wie schon so viele vor ihr, bis 2011 automatisiert werden.
13:22 Uhr - wir haben auch unsere Nummer sieben, die Schleuse Grabow, bei Kilometer 30,8 mit Bravour gemeistert. Kurz zuvor wurde noch ein Zwischenstopp im Städtchen eingelegt. Gleich beim Festmachen hilft uns Rolf, ein pensionierter Seemann, der mit seiner Frau Doris auf einem selbstausgebauten, 16,5 Meter langen Plattbodenschiff aus zusammengenieteten Eisenplatten lebt.
Interessant in Grabow ist, dass die Spuntwände mit bunten Sandsteinplatten belegt sind, was der ganzen Stadt ein interessantes und charmantes Flair gibt. Sowieso sind die Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert von einer großen Anziehungskraft. Die Pizzeria Portofino gleich am Hafen hat lecke Mafiatorten ab 3 Euro.
14:00 Uhr - wer viel arbeitet, muss auch viel essen. In dem schönen Gasthof direkt vor der Hechtsforthschleuse kann man bequem auf einen leckeren Schmaus festmachen. Wir halten gerade an den zur Schleuse zugehörigen Pollern der Berufsschifffahrt und essen eine bordgemachte Nudel-Gemüse-Fleischklößchen-Suppe.
15:45 Uhr - Skipper Norbert Gisder hat mir das Ruder anvertraut. Bei Kilometer 43 unterfahre ich eine fantastische Holzbrücke, hinter der die Landschaft, zuvor vom Menschen verformtes, karges Weideland, sofort malerisch schön wird.
Zwei Stunden vor der letzten Schleusung erreichen wir Kilometer 56 der Müritz-Elde-Wasserstraße (MEW). An dieser Stelle zweigt nach Norden der Störkanal ab, über den wir weiter in Richtung Schwerin fahren, während uns die MEW in Richtung der großen mecklenburgischen Seen führen würde.
Fotogalerie 10 – Eldena bis MEW-KM 56
Wir genießen die Abendstunden unter der schon tief stehenden Anfang-April-Sonne zwischen den Nadelwäldern während unserer ruhigen Fahrt auf die letzte Schleuse dieses Tages und unserer Tour zu. Die Kinder sind mittlerweile richtige Seebären und Christine sei an dieser Stelle Dank für ihre perfekte Küche gesagt. Norbert natürlich für seine dummen Sprüche („Der Seemann ist zu jeder Stund` ein Opfer seiner Pflichten“ - Zitat aus einem Lied von Hans Albers) und das insgesamt gar nicht üble Törn-Kalkül. Und dem Bootshund dafür, dass er wirklich immer auf seiner Matte geblieben ist und nicht in meine Kabine gepullert hat.
19:55 Uhr - haben als letztes Schiff des heutigen Tages die Schleuse Banzkow passiert. Der nette Schleusenwärter, der schon seit Stunden wusste, das wir kommen, hat extra auf uns gewartet, damit der „Störkrug“ in Plate mit den von Rolf in Grabow empfohlenem Welsfilet uns noch empfangen kann. Die Bedienung dort ist einfach süß - das erspart uns das Dessert. Und der Wels war sowieso so ausgezeichnet, dass man davon noch lange träumen kann: Skipper und ich sitzen im gemütlichen „Störkrug“ beim ausgezeichneten Pinot Grigio, einem Wein aus der grauen Pinotrebe, und genießen das Welsfilet selbst nach dem Konsum in unseren Gesprächen noch stundenlang.
Fotogalerie 11 - Störwasserstraße
Freitag, 10. April 2009
10:30 Uhr - vor der Hubbrücke Plate - Zwangspause: Brücke kaputt. Reparaturteam schon unterwegs, hieß es vor einer Dreiviertelstunde. Man sieht jedoch nichts: Weder Reparaturteam noch Arbeiten. Das sei gestern den ganzen Tag so gewesen, sagt uns Skipper Claudio von einem anderen Kuhnle-Boot, der uns gestern hier festmachen sah. Erst am Abend konnte er die Brücke passieren.
Gisela nutzt die Zeit, um mit Pferden auf der Koppel zu flüstern, die Jungs untersuchen zum x-ten Mal alle Details des Bootes, und ich, der Bootsmann, lasse Revue passieren, was ich in den fünf Tagen an Bord der Zope gelernt habe.
Das Anlegen direkt vor dem Schloss der Landeshauptstadt Schwerin liegt noch vor uns, aber selbst wenn die Reise jetzt zu Ende wäre, wäre diese, meine erste (richtige), Fahrt perfekt gewesen. Ganz einfach, weil sie nicht perfekt war. Es gab unvorhergesehene Überraschungen, brenzlige Situationen - unterm Strich alles, was die Binnenseefahrt in diesen Gebieten zu einem spannenden Abenteuer werden lässt. Wenn alles immer „perfekt“ gewesen wäre - Routine sozusagen - dann könnte ich es nicht so überzeugend empfehlen, diese Reise anzutreten. So war es ein Urlaub vom Alltag, heilsam für Geist und Seele und jedem Naturliebhaber und begeisterten Wassersportler wärmstens ans Herz zu legen.
Doch was geschah weiter an der Hubbrücke? Viertel vor 11 Uhr kann das Wasser- und Schifffahrtsamt immer noch nicht sagen, wann es weitergeht, die Elektriker seien angeblich immer noch unterwegs ... - riecht nach Lüge.
11:15 Uhr - auf einen erneuten Anruf beim WSA antworten diese, dass die Techniker erst nach Grabow unterwegs sind, um dort auch eine Brücke zu reparieren. Aber sie seien jetzt definitiv unterwegs und spätestens in 20 Minuten da. Sonst „brennt die Hecke“!
13:45 Uhr - das Steuern über den Schweriner See erweist sich abenteuerlicher, als erwartet - Steinhaufen im Wasser, zwar gut betonnt, aber eben doch mittendrin, überraschen. Man sollte schon genau die Seekarte anschauen, bevor man den See befährt. Als tapfere Seeleute, die wir nach dieser Woche nun sind, lassen wir uns dadurch natürlich nicht ins Schwitzen bringen, und so legen wir wenig später mithilfe meines Vaters, der uns abholen wird und uns bereits erwartet, sowie Skipper Claudio, der uns schon in Plate begegnet ist, direkt unter dem malerischen Schweriner Schloss an.
Fotogalerie 12 – Schwerin
Die Kormoran wird von Peter, dem örtlichen Kuhnle-Stations-Manager, der das Erfolgsunternehmen hier im Herzen Mecklenburg-Vorpommerns vertritt, inspiziert und abgenommen. Er erzählt uns einiges über seine Pläne hier im Hafen. Für uns geht ein kleiner Traumurlaub im Schimmer der Golddächer des Großherzogspaars zu Ende. Und das beredte Schweigen während der Heimfahrt spricht mehr als 1000 Worte: Eine solche Tour würden wir sofort wieder machen.
Wir haben während aller Tage nur liebenswerte und sehr hilfsbereite Menschen kennengelernt. Auch unter diesem Aspekt war diese Bootsreise ein Erlebnis und eine Bereicherung - die Bekanntschaft der Hüterin des heiligen Grals, der da irgendwo in Hohennauen seinen Platz haben muss, nehme ich da nicht aus.
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