Andere sprechen über Downsizing. Seat macht's einfach. Ohne dass dadurch auch nur ein Jota an Kraft oder Souveränität oder Effizienz verlorenginge. Wer den Seat Leon ST FR steuert, versteht schnell: Ein Auto, das sich anfühlt, als wäre es von einem 2-Liter-Dieselmotor mit seinem wuchtigen Drehmoment befeuert, wird tatsächlich von einem 1,4-Liter Benziner via 7-Gang-DSG-Getriebe in atemberaubendem Tempo in seine gefühlt raketengleiche Beschleunigung versetzt. Die Straßenlage erinnert dabei eher an einen Hochgeschwindigkeitszug. Und die Agilität der langen Praline lässt Vergleiche mit einem Sportwagen aufkommen. Ja, die Kraft der 150 PS (110 kW) des Benzinmotors, die von unten herauf fühlbar ist und bei 5000 Umdrehungen ihren größten Wirkungsgrad entfaltet, erinnert an eine sanfte Liebhaberin: Stark wie eine rollige Bärin und doch geduldig und schnurrend-gebändigt, wenn man sie ruhen lassen will.

Den Leon ST FR haben wir eigentlich durch ein Versehen unter unseren GT-Popometer genommen: Denn vereinbart war, dass uns die Öffentlichkeitsarbeit von Seat den Leon X-Perience in die Redaktion schickte. Eine geländegängie Limousine im Kombi-Format. Mit wuchtigen Seitenplanken und etwas höher gelegt. Nun also der ST. Und eine große Freude für alle, die einsteigen dürfen. Eine Benchmark an Sportlichkeit im kompakten Familien-Kombi-Format. Sparsam obendrein. Da stellt sich doch die Frage: Wie machen die Spanier so etwas? Alles drin, was nütlich ist – und das zu einem Preis, für den es andere eben nicht liefern können.

Beispielsweise Lane Assist. Der Spurhalteassistent wird nur von echten Asis als störend empfunden. Tatsächlich greift er nur ein, wenn man sich durch Fahrlässigkeit, vielleicht auch bei Übermüdung, zu nah an die weiße, durchgezogene Linie annähert. Dann aber deutlich. Er macht auf sich aufmerksam – und dazu ist er ja auch gebaut worden. Dabei handelt es sich beim Spurhalteassistent um ein lernendes System, das man in verschiedenen Stärken einstellen kann und das mit der Zeit „begreift“, wenn ein sportlicher Fahrer tatsächlich bis sehr knapp an, dann aber nicht über die durchgezogene, weiße Linie heranschnürt – also den Optimalkurs ausreizt, ohne die Gesetze zu verletzen.

Beispielsweise Notbremsassistent. Dieses Helferlein ist eines der wenigen möglichen Extras in diesem schon serienmäßig so perfekt ausgestatteten fünftürigen Kombi. Der hydraulische Bremsassistent unterstützt den Piloten, wenn es erforderlich ist. Dabei verhindert er, dass die Räder blockieren. Und passt sich dem Druck an, mit dem der Fahrer zunächst bremst, später die Bremse wieder loslässt. Der Notbremsassistent verringert den Bremsweg des FR um bis zu 25 Prozent. Wir haben unseren Testwagen aus Tempo 100 in 35 Metern zum Stillstand gebracht. Porschelike.

Beispielsweise die höhenverstellbaren Gurtumlenkpunkte. Die Sicherheitsgurte sind so immer optimal auf die Größe der Fahrzeuginsassen abgestimmt. Wer sich schon mal einen Rückenwirbel blockiert hat, als er mit der rechten Hand über die linke Schulter nach dem Gurt fingerte, der so weit hinten angebracht war, dass es im Rücken irgendwann knackste, weiß eine solche „feste Größe“ wie einen klar und immer blind wiederfindbaren Gurt sehr zu schätzen.

Beispielsweise Kopfstützen. Im Seat Leon ST FR sind sie nicht nur da, sondern auch so angebracht und auszurichten, dass sie den Kopf stützen, ohne dass dieser in eine unbequeme Haltung federn müsste.

Ich könnte jetzt noch die hydraulische Servolenkung ansprechen, die dennoch den Kontakt zur Fahrbahn fühlbar belässt. Oder die überaus komfortable hydraulische Kupplungsbetätigung (kommt ohne mechanische Verbindung aus). Ein weiteres Dutzend intelligenter Feature wären zu definieren. Aber wir belassen es für diesen Wagen bei dem Genannten.

Neben einer Vielzahl von Lacken und Rädern, die den Außenauftritt auf den „Reiter“ der 110 Pferdchen zuschneiden, sind im Innenleben die Polster von analoger Vielfalt. Unser Testbolide mit Kunstleder in Echtleder-Anmutung hat vor allem unsere Tochter so sehr begeistert, dass sie ihr Zimmer am liebsten in den Leon FR verlegt, mit ihrem Handy die komfortable Musikanlage gesteuert und das Gefühl, verwöhnt zu werden, genossen hätte. Jede Chance, noch einmal einzusteigen, nutzte sie in einem Blitztempo, das Mädchen in der Pubertät sonst nicht so ausgeprägt zu eigen ist.

Ach ja, und: Radio war gestern. Heute spielen die Kids ihre individuellen Lieblings-Playlists aus dem Handy über die Audioanlage in den rollenden Konzertsaal. Wobei die Frage bleibt: Wer darf? …

Gern jedenfalls würden viele … zum Beispiel diejenigen in der Nachbarschaft, die sich das Auto genau erklären lassen und vor allem das rassige Design bewundern. Die spanische Volkswagen-Tochter Seat war einst als deutsche Konkurrenz zum Alfa Romeo konzipiert worden. Der Leon auf Golf-Plattform sollte preiswert eine Höherwertigkeit suggerieren, die sich die Wolfsburger möglichst teuer, aber immer noch so preiswert, dass neue Kunden ins Boot zu holen wären, bezahlen lassen wollten. Die Kraftfalten in den Seitenlinien des Leon – des Löwen, der in dritter Generation auf dem Markt ist – haben in dieser Absicht ihren Ursprung. Design Made in Spain für Fans der Hitze im Spiel mit dem Feuer. Toll.

Die Idee mit dem flammenden Design hat bei den Fans so gezündet, dass mittlerweile viele die Marke mehr lieben als die Hand, die sie ernährt – Volkswagen und die Wolfsburger Regal-Philosophen. Die spüren im Segment der Kompakten plötzlich einen Wettbewerber im eigenen Haus. Und gäbe es da nicht diese leidige US-Abzocke des Mutterkonzerns wegen der jahrelangen, fortgesetzten Diesellügen, dann würde Wolfsburg vielleicht sogar eingreifen. So aber kann man – und ist man – froh, mit dem Seat eine Marke im Haus zu haben, die quasi nicht betroffen durch den Skandal alle Vorteile des großen Konzerns ausspielen kann.

Seat kann man nur wünschen, dass die Entscheider – wo auch immer, wie auch immer - diese Situation zu nutzen wissen. Die Fans von Auto emocion haben Autos wie die der Spanier verdient.

Unser Seat Leon 1,4 TSI und 150 PS Turbomotorist ein vollwertiger Kombi aus dem Haus der Konzernmutter Volkswagen.

Man erhält ihn als Drei- oder Fünftürer.

Für die Motorisierung stehen acht Benziner zwischen 86 und 280 PS zur Verfügung. Außerdem drei Diesel mit Leistungen zwischen 110 und 184 PS.

Der rote FR-Schriftzug steht für "Formula Racing" und damit für die besonders sportlichen Ausstattungen des Unternehmens.

Weiter zum Report: Seat - eine Marke wie eine Party

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