Vermutlich kennen Sie Oldtimer- Rallyes, wo es meist um Zehntel- Sekunden geht, und Concours, also Schönheitswettbewerbe, bei denen es auf perfektes Präsentieren und wohl auch Polieren ankommt. Eine ganz andere Philosophie vertritt Klaus-Dieter Graf von Moltke, Unternehmer und Eigentümer des Relais&Chateaux- Hotels Egerner Höfe am Tegernsee und des gräflichen Gut Steinbach bei Reit im Winkl.

Die gräfliche Philosophie: Oldtimer genießen Die Moltke Classix, so erklärt uns der passionierte Autosammler, soll ohne Leistungsstress das entspannte Genießen der schönsten Alpenstraßen, der Landschaft und der regionalen Küche zum Ziel haben. Denn was nützt eine automobile Leidenschaft, wenn man sie nicht mit anderen Aficionados teilen kann, so Graf Moltke. Genau deshalb trafen sich hochkarätige Oldtimer und ihre stolzen Besitzer zur Einweisung ins Roadbook und letztem technischen Check-up im Hotel Egerner Höfe - und zwar in der geräumigen Tiefgarage, wo die Auto-Schätze am Beginn der Ausfahrt wohnen.

Nur beispielsweise nennen wir einen hubraumstarken Bentley Alpin Roadster, Baujahr 1951, in perfekt restauriertem Zustand.

Ebenso perfekt die Modell-Palette der auf Mercedes spezialisierten Mechatronik GmbH aus Baden- Württemberg, allesamt automobile Ikonen mit entsprechendem Wert.

Vorneweg die berühmte Pagode, mittlerweile der meistgekaufte Oldtimer der Welt, der ganz nebenbei auch für jeden Tag eingesetzt werden und in jeder Mercedes Werkstatt repariert werden kann, wie mir Geschäftsführer und Auto- Spezialist Frank Rickert erläutert. Es gibt diverse 300 SE Cabrio von luxuriösen Ausmaßen und in eleganten Lackierungen. Sein Team hat außerdem den berühmten Mercedes 300 SL Flügeltürer mitgebracht, außen klassisches Silber, innen bordeauxrotes Leder, mit passendem Koffer hinter den Sitzen festgeschnallt. Herbert von Karajan hatte einen. Gunther Sachs auch, es geht die Sage in hellblau. Na ja, Geschmacksache.

Aber man kann noch einen draufsetzen. Die Mannen von Mechatronic haben auch einen Rennsportwagen am Start, einen Mercedes 300 SLS aus 1958. Er wurde aus dem 300 SL Roadster entwickelt, der offenen Variante des 300SL.

Es gibt nur wenige Exemplare von ihm, schwer also zu sagen, was er heute wert wäre. Es will vermutlich auch niemand einen verkaufen. Einmalig der Preis, aber ganz sicher auch der Sound: der geht durch Mark und Bein, egal, ob in der Tiefgarage oder im Freien. Klingt ähnlich wie ein maximaler Akkord von Deep Purple und den Rolling Stones gemeinsam. Also eher überirdisch.

Uns gefallen neben Bentley die anderen Briten auch Morgan Plus 8 und Austin-Healey 3000. Letzteren haben wir geliebt, aber er war launisch wie eine Diva. Dieser hier läuft wie ein Uhrwerk. Das gilt auch für den Morgan, der allerdings später seltsame
Geräusche produziert, die seinem Fahrer Rätsel aufgeben. Und dann darf natürlich die Porsche- Familie nicht fehlen. 911 Targa und 356 Coupé sind die klassischen Beispiele für besonders gelungene Oldtimer,  auch gehört der 911 mit 3.0 Liter Motor dazu (ab 1987).

Aus Italien sind  ein dunkelgrüner Alfa Giulietta und der seltene Maserati Mexico 1972 dabei, con molto stile, würde man dort sagen. Graf von Moltke und seine Frau Susanne  haben ebenso feinen Sinn für die stilvolle Lebensart und fahren auf ihrer Veranstaltung eine schwarze Pagode mit der Startnummer 1.

Schließlich heißt es: Ladies and Gentlemen, start your engines!

Vor uns der grüne Tegernsee. Die glitzernden Karossen gleiten unter tiefblauem wolkenlosen Himmel, fahren über traumhafte Alpenstraßen, Richtung Tirol und Naturpark Karwendel, wo der Marillenkuchen bereits wartet. Zeit und Muße, die Autos
genau zu studieren und Antwort zu finden auf die Frage: welches passt zu wem? Abends  geht es dann zurück zum Hotel Egerner Höfe.

Moderne und Tradition: ein dynamisches Duo Hier wurden im Hinblick auf Stil und Luxus Maßstäbe gesetzt. So gelang eine überzeugende Mischung von Tradition und Moderne. In diesem vom Gastgeber und seiner Familie geführten Luxusdomizil, verteilt auf mehrere Häuser im traditionellen Landhausdesign, beeindrucken die großzügigen und eleganten Zimmer und Suiten im Chaletstil. Sternekoch Michael Fell kocht sehr ambitioniert mit vielen lokalen Zutaten auf traditioneller Basis. Hier fühlen wir uns ganz zuhause und rundum bestens betreut.

Zünftiges Highlight dann der Abend in der zum Hotel gehörigen Egerner Alm. Zum Auftakt spielen nach bayrischer Tradition die Alphornbläser, dann kulinarisches, gekonnt betreut von Michael Fell, begleitet vom selbstgebrauten goldenen Bier und dem freundschaftlichen Austausch unserer Fahrerlebnisse.

Am nächsten Morgen macht sich die lange Reihe der Boliden auf, um über Aschau und einen Zwischenstopp bei Sternekoch Heinz Winkler am späten Nachmittag Gut Steinbach bei Reit im Winkl zu erreichen, wo die Familie von Moltke Ihre jüngsten Ideen verwirklicht hat. Heute geht es darum, die unterschiedlichen Fahrerlebnisse einzelner Auto-Modelle  zu vergleichen.

Wir wissen, wie sehr die alten Porsches einen versierten Piloten erfordern, der sich mit plötzlich ausschwenkendem Heck - dem sogenannten Übersteuern - auskennt und
deshalb durch schnelles Gegenlenken den Wagen auf Kurs hält. Wer dies beherrscht, der wird über den 300 SL begeistert sein, der sich ganz ähnlich verhält und für Straße wie Rennstrecke gleichermaßen geschaffen scheint.

Aber auch der dunkelgrüne 280SL, die Pagode mit cognacfarbenen Leder-Polstern hat es uns angetan. Er fährt sich sportlich exakt und dennoch recht komfortabel, nachdem er von Mechatronic sorgfältig überarbeitet, aber sein originaler Zustand voll erhalten wurde. Der richtige Oldtimer also, der das Beste beider Welten verbindet, auch für den täglichen Gebrauch, für den andere vielleicht zu aufwendig oder launenhaft sind.

Unsere Pagode ließ sich damit sportlich bewegen wie ein junger Jahrgang der SL- Baureihe. Ein recht spannendes Konzept, welches auch uns viel Spaß bereitete.

Offen war, ob Service und ambitionierte Sterneküche von Heinz Winkler, der uns persönlich an der Tür der Residenz begrüßte,  jeden von uns überzeugen würde. Präsentation und Zutaten waren tadellos wie erwartet, der Service zwar routiniert, aber etwas lustlos. Nun ja, es lag bestimmt nicht am römischen Weißfeder-Hühnchen, das es immerhin bis nach Aschau geschafft hatte und uns köstlich mundete.

Am späten Nachmittag rollen wir über das Chiemgauer Plateau, das der liebe Gott in einem seiner besten Momente erschaffen hat, durch das idyllische Reit im Winkl und sind zwei Kilometer danach angekommen auf Gut Steinbach, dem neuesten Projekt, entwickelt als millionenschwere Investition, aber auch als Herzensangelegenheit von Graf von Moltke und seiner Frau Susanne. Eine gekonnte Mischung aus Hotelresort und Landgut, die Umwelt-Aspekte und Nachhaltigkeit besonders berücksichtigt.

Moltke selbst sagt: ein magischer Ort, der das Gefühl gibt, der Pulsschlag sinke dort um zehn Schläge.

Hier hat er weitergeführt, was er mit den Egerner Höfen begann. Ein wegweisendes, der Tradition und Umwelt verpflichtetes Refugium zu schaffen.

Am Tegernseer gehört sein Hotel schon jetzt zu den originellsten, denn sein Ziel war es, den Aufenthalt im Hotel mit luxuriösen Chalets und restaurierten Bauernhäusern zu bereichern. Diesmal entstand mit Gut Steinbach ein Resort mit demnächst sieben privaten Chalets, dem Naturweiher und liebevoll restauriertem
Haupthaus samt zukunfts-weisendem SPA.

Insgesamt also ein alpenländisches Ensemble mit Witz und Charme, wo das Gastgeber-Ehepaar uns zum Abschiedsabend empfängt, und die Oldtimer im Abendlicht mit den Gästen um die Wette strahlen.

Was für ein Wochenende zum entspannten Genießen der schönen Alpenlandschaft, zusammen mit seltenen Autos und sympathischen Menschen.

Der Abend klang aus mit einem BBQ von Küchenchef Achim Hack bei spannendem Gedankenaustausch und manch neugewonnener Freundschaft.

Und: Der Termin fürs nächste Jahr steht schon fest, es ist der 14. - 16.7. 2017, wenn es wieder heißt: Ladies and gentlemen, start your engines..

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