Der Herbst ist die Zeit der Pläne für die kommende Saison. Wir zeigen eine Kapitäns- Schaluppe, schlicht anzusehen, aber mit Qualitäten

Mit mehr als 1800 Kilometer Küste, mit weit mehr als 10.000 Kilometer Binnenwasserstraßen, einigen Tausend Seen und ungezählten Häfen und Anlegern bietet Deutschland einige der schönsten Reviere gerade für die ruhigeren Liebhaber des gediegenen Lebens und Reisens auf dem Wasser. Ja, Sie haben richtig gelesen - wir schreiben über Deutschland und nicht über die Dänische Südsee oder die Karibik. Und wer sich auskennt weiß, dass etwa Stockholm von weniger Wasser als zum Beispiel Berlin umspült wird. Da ist der Andrang der internationalen Werftindustrie in der Spreemetropole, die eigentlich Dahme-Spree-Havel-Metropole heißen müsste, mehr als verständlich.

Mit der neuen Bootsausstellung, der "Boot und Fun", die auf Privatinitiative vom 27. bis 30. November auf dem Berliner Messegelände stattfindet, wird die Hauptstadt in ihrem Wasserkreuz von europäischem Rang diesem Interesse endlich wieder gerecht - und was unterm Funkturm gezeigt wird, verdient tatsächlich Beachtung.

Das unserer Meinung nach schönste aller Boote - und für den Ausflug mit der Familie, mit Geschäftspartnern oder Freunden auch gediegenste -, das zurzeit auf der Hanseboot und in vier Wochen in Berlin gezeigt wird, kommt aus den Niederlanden: "Die Kapitänsslupe" von Wajer Watersport in Loosdrechtsedijk wird in Deutschland vom Hanseatischen Yachtkontor vertrieben. Vorweggenommen: Billig ist der Spaß nicht. Ab ca. 79.000 Euro darf man die Planken der grundausgestatteten 7-Meter, ab ca 120.000 Euro die 8-Meter-Comfort-Version entern. Dafür darf man es als Versprechen nehmen, dass dem Eigner die Planken vom ersten Tag an die Welt bedeuten werden.

Denn bei den Bootsbauern von Wajer Watersport wird man damit reichlich und detailverliebt mit Engagement verwöhnt: Der Rumpf der "Kapitänsslupe" ist sowohl in der 7- als auch in der 8-Meter-Version mit einer doppelwandigen Polyesterschale in der Optik traditioneller Klinkerboote aufgebaut. Wie es beim Leben auf See - und sei es auch "nur" auf dem See - so guter Brauch ist, entscheidet allerdings der Wohlfühlfaktor in einem besonderen Maß, ob Skipper und Crew ein Boot gefällt oder nicht. Bei der "Kapitänsslupe" ist die sehr gute Sitzposition im klassischen Oval des Innenraums schon der halbe Sieg. Startet der Skipper aus den federweichen Polstern der hinteren Sitzbank seines klappbaren Steuerstands, der das Komfortgefühl eines Sechssterne-Klubs vermittelt, den flüsterleisen 3-Zylinder-Volvo MD 2030 (ein Aggregat, das mit seinen 29 PS für den kleinen Ausflugs-Cruiser wie gemacht ist), zeigt das Cabriolet vom Augenblick des Ablegens alle Vorzüge der offenen Schaluppe. Das Steuerrad aus poliertem Mahagoni fühlt sich an wie ein Handschmeichler, gibt über ein großes Ruderblatt die Wünsche des Kapitäns gradgenau in die Fluten. Die Crew wird Bestandteil der Natur - die natürlich auch im Boot reichlich verarbeitet wurde: Mahagoni und Teak prägen im gesamten Schiff das Innenleben, allein das elf Zentimeter starke, umlaufende Tau zwischen Mahagonileisten wirkt wie ein solider Gürtel, der manchen Stoß dämpfen kann. Der geschlossene Boden ist aus Teakholz und kann bei Bedarf beheizt werden, was vor allem dann Spaß macht, wenn das Wetter den Wassersport um die Komponente einer Berieselung von oben erweitert. Dann zieht die Mannschaft ein Verdeck über den Innenraum - das Schiff kann übrigens auch mit einem abnehmbaren Hardtop geliefert werden - und lässt es sich im wohlig temperierten Salon gut gehen. Weder auf eisgekühlten Champagner noch auf das heiße Süppchen für zwischendurch müssen moderne See-Fahrer verzichten: Kühlschrank und Keramikkochplatte, Spüle und WC sind auch in der komplett offenen Cabrio-Version der Schaluppe enthalten - und wer es nicht glaubt, dem sei versichert: Die Diskretion beim Geschäft bleibt mindestens ebenso gewahrt wie andernorts.

Bei so viel bootsbauerischem Enthusiasmus muss man auf die weiteren Details, die die Seefahrt zum schönsten Hobby der Welt machen, nur in Stichworten eingehen: die Titanveredelung der Messing-, Chrom- und Nirosta-Beschläge etwa, auf den mit Blattgold belegten Flaggenstockknauf oder die Lärmisolierung des Motorkastens. Die Liste der Feinheiten, die den Unterschied machen und ihr Geld wirklich wert sind, ist lang - und abzufordern über das Hanseatische Yacht-Kontor, Holstenkamp 54, 22525 Hamburg. Gis- BM/DW 1. November 2003