Frau gewöhnt sich ja an vieles. An eines im Nissan Almera Tino jedoch sicher nicht so schnell: Frau steigt ein, sehr bequem, lässt sich in den Pilotensitz fallen und sitzt – oben. Ja, als wäre sie automatisch nach oben gerutscht, hat frau von dort eine überraschend gute Rundumsicht, einen perfekten Blick über alles Treiben der anderen da unten vor, hinter und neben dem Tino im Verkehr. Und dann steigt frau aus, sozusagen von oben herab. Sie merkt erst, wenn sie den Fuß auf die Straße setzt, dass diese viel weiter unten ist, als das von da oben aus der Sitzposition heraus ausgesehen hat. Frau steigt sozusagen nach oben zurück – und ist wieder im Verkehr eine Teilnehmerin unter allen. Ja, so ist das. Ich habe mich bis zuletzt im Almera Tino von Nissan daran nicht gewöhnt – im Sitz die Welt wie von oben zu sehen, obgleich der von der Höhe her nicht einmal die eines durchschnittlichen, deutschen, weiblichen Hinterteils hat.

Ansonsten ist der Kompakt Van unglaublich praktisch für die Stadt – und geradezu zeitlos komfortabel für selbst überlange Landstrecken.

Das nissaneigene CVT-Getriebe in der Zweiliter-Version feiern die Almero-Ingenieure als Weltpremiere. Tatsächlich erlaubt es – wenn man Automatik schätzt – eine sehr bequeme Art des Reisens: Im Gegensatz zu den hydraulisch gesteuertenm Planetenradsätzen einer herkömmlichen Automatik sorgen bei der „Hypertronic“ des CVT-Getriebes zwei durch ein Stahlgliederband verbundene und axial verschiebbare Kegelscheibenpaare für eine theoretisch unendliche Zahl verschiedener Übersetzungen – also „Gänge“. Je nach Streckenprofil und Leistungsabfrage sucht sich die Hypertronic mit Hilfe einer aufwendigen Elektronik die jeweils passende Übersetzung selbst aus.

Dank verringerter Reibung und reduziertem Schlupf ergeben sich im Vergleich zu herkömmlichen Automatikgetrieben Einsparpotenziale. Nissan spricht von bis zu 20 Prozent. Und noch eine Besonderheit feiern die Japaner, die diesen gediegenen Europäer für Deutschland übrigens in Spanien bauen lassen, weil ihre französischen Shareholder das so wollen: Das Sportprogramm des Almera Tino 2,0 mit der Hypertronic CVT, das sich über einen im Getriebe-Wählhebel integrierten Druckknopf zuschalten lässt.

Ja, früher konnte man noch schreiben, die Automatik tut, was sie soll: Schalten, ohne dass Fahrer oder Beifahrer den Gangwechsel bemerken. Beim Almera Tino mit dem CVT-Getriebe gibt es im klassischen Sinn gar keine Gänge mehr. Also ist es auch nicht verwunderlichm, dass das Fahrzeug so samtig beschleunigt wird, als säße Frau in der ihr zustehenden Sänfte.

Über diesen technischen Kram hinaus, der sich zweifellos durchsetzen wird, hat der Tino einen weit überdurchschnittlichen Nutzwert: „Multifunktionales Innenraumkonzept mit 24 verschiedenen Sitzkonstellationen“ nennen die Nissan-Bauherren das. Dazu zählt ganz zentral ein Laderaum-Volumen, das ehr mittelmäßig ist, solange alle Sitze besetzt und gesteckt bleiben: 440 Liter. Es varriiert jedoch bis zu 1.950 Liter bei Ausbau aller Rücksitze. Die sind übrigens auch individuell umklappbar. Die 24 werksseitig behaupteten Sitzplatz-Konfigurationen wird wohl nur ein echter Bastler-Typ checken. Mir reicht es, dass die Karosserie der Großraumlimousine tatsächlich schick aussieht, viel Platz bietet und noch mehr Bequemlichkeit.

Seit wenigen Wochen ist das Auto in drei Motorisierungs- und Ausstattungsstufen im Handel. Die CVT-Technologie ist dabei nur in der Zweiliter-Motorisierung ab Werk serienmäßig.

Die Vierzylinder Benziner mit Vierventil-Technik (1,8 und 2,0 Liter Hub, 114 bzw. 136 PS) werden wir Ihnen gesodnert später vorstellen, denn in der Fun-Klasse der Kompakt Vans lohnt das durchaus. Zumal der 1,8 Liter Motor sogar schon die erst ab 2005 gültige Euro-4-Abgasnorm erfüllt. Der CVT-Tino hingegen schafft gerade Euro 3. Es gibt den kompakten Lastesel ab 39.600 DM in der Ausstattung Comfort.