Ukraine-Krieg ...
... eine Doku, die nicht von denen da oben diktiert wird, sondern von Sachkenntnis und Verstand. Lesen Sie:
"Putin ist böse. Schröder ist böse. Schlachtet sie!" 11-3-2022
Der Westen in der Falle – die beeindruckende Bilanz grüner Außenpolitik 8-3-2022
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Kosovo, der jüngste Staat in Europa - Kommentare, Reportagen, Fotos - von Norbert Gisder. lesen
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Malta, ein Verbrecherstaat? Der Fall Daphne Caruana Galizia
Malta, ein Staat, den man boykottieren sollte. Ein Staat, der sich bestimmt nicht für Julian Assange einsetzt. Ein Staat, in dem die Menschenrechte de facto nicht existent sind. Ein Verbrecherstaat? Drei Jahre nach der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia in Malta zeigen die maltesischen Behörden noch immer kaum Engagement dabei, den Fall aufzuklären. lesen
US-Atombomben aus Deutschland abziehen
Zum Internationalen Tag für die vollständige Beseitigung von Atomwaffen am 26. September

Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung bei der atomaren Abrüstung endlich gerecht werden und, wie von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung gefordert, den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland in die Wege leiten. Die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags der UNO darf aus Deutschland nicht länger blockiert werden, zumal nur noch fünf Staaten fehlen, damit er in Kraft treten kann. lesen
Erdogan stoppen: Zur Behauptung des türkischen Präsidenten, gegen den IS vorgehen zu wollen, tatsächlich jedoch lediglich die Kurden zu bekämpfen, gibt es weltweit Kritik - die von den Nato-Verbündeten der Türkei weitgehend ausgeblendet wird. Das türkische Militär geht an der syrisch-türkischen Grenze gegen kurdische Flüchtlinge vor und verwehrt Opfern der Angriffe des IS die Einreise in die Türkei, während sich IS-Kämpfer dort weiter frei bewegen können. Die Kumpanei Merkels mit Erdoğan muss beendet werden. Das fordern nicht nur Gregor Gysi und Sevim Dagdelen in ihren Kommentaren. lesen
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Privacy Shield ist die neue Daten-Mogelpackung
Die ‚Safe Harbour‘-Nachfolgeregelung der EU Kommission kann die massenhaften Datenerhebungen und -nutzungen durch US-Behörden nicht im Ansatz verhindern und ist weder mit den europäischen Grundrechten noch mit der aktuellen Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vereinbar. Man kann deshalb nur hoffen, dass sie nicht lange Bestand haben wird. Sagt Jan Korte in seiner Analyse in GT. lesen
Dauerstreit und Debatte in GT
Coca-Cola - Aus für 550 Familien
Syrien und der Krieg
TTIP - der Verrat
Jan Böhmermann - der Verrat II
Fracking - der Verrat III
SPD - der Chef-Umfaller
Paris - alles gut?
Gentechnik: lecker!
Wider den Leinenzwang
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Das neue Buch: "Glück im Schritt"
Die Neuauflage der Prosa-Klassiker von Norbert Gisder. Mit der Geschichte „Die Maske der Schönen“, der Novelle „Mars ruft Venus“ und dem Roman „Amok – oder: Die Schatten der Diva“ hat Norbert Gisder der Deutschen Belletristik drei große, schillernde Werke hinzugefügt, die in jedem ernst zu nehmenden, deutschen Feuilleton Beachtung gefunden haben. In einer Sonderedition gibt die Reihe GT-E-Books für Leser dieses Magazins alle drei Prosastücke in einem Sammelband unter einem schillernden, vieldeutenden Bild neu heraus. „Glück im Schritt“ lautet der metapherndichte Titel. mehr lesen
Gasthaus "Zur Byttna" - Straupitz im Oberspreewald

Das Gasthaus "Zur Byttna" an der Cottbuser Straße 28 in Straupitz hat einen eigenen, einen ganz unverwechselbaren Charme. Das liegt sicherlich an den Köchen, die beste Wildgerichte zaubern, den Beilagen das gewisse Etwas bei-zaubern und Arrangements präsentieren, bei denen schon der Anblick zu einer kulinarischen Kostbarkeit wird. Kein Wunder, dass die Gäste Anfahrten aus Berlin und Dresden nicht scheuen. Und wer nach dem Festmahl im Oberspreewald noch einen Tag bleiben will, dem helfen die Gästehäuser des schönsten Dorfes im Osten. lesen

Zwei Welten
Seine dunkelblauen Augen streifen mich. Ich bin unfähig, mich ihnen zu entziehen. Seit Jahren teilen wir uns ein Klassenzimmer, aber noch nie haben wir auch nur ein Wort gewechselt. Er hat etwas Magisches. Groß und schlank, aber nicht im Sinne von dürr. Wenn er geht, scheint es, als würde er tanzen, so leicht und beschwingt. Selbst sein rabenschwarzes, dünnes Haar wippt in jeder Bewegung mit und bietet einen sagenhaften Kontrast zu seinem bleichen Teint.
Er ist so vollkommen – anders als ich. Lediglich unsere Namen scheinen, eine außergewöhnliche Verbindung zu haben. Silimed und Elanor. Namen, nicht von dieser Welt, und doch die einzige Verbindung.
»Sprich ihn doch einfach an«, sagt Carolin, eine Klassenkameradin von uns. Ich wundere mich. Es spricht sonst nie jemand mit mir. Mein Leben verbringe ich gewöhnlich unter vielsagenden Blicken und stummen Mündern.
Ich mustere sie. Meine braunen Augen gleiten ihre lieblichen Gesichtszüge ab.
Carolin ist eines der Mädchen, nach welcher sich die Jungs die Finger lecken. Groß, blond, schlank und beinahe makellos. Bis auf die viel zu helle Stimme. Sie ruiniert binnen einer Silbe das komplette Bild.
»Ich kann nicht«, antworte ich ihr und blicke beschämt auf den Tisch. Mein Vollkornbrot ist noch immer unberührt, eine Ameise ist im Begriff, sich darüber herzumachen.
»Seit dem ersten Schultag schmachtest du ihn schon an. Und seien wir ehrlich, ihr beide seid so außergewöhnlich, dass es klappen kann«, witzelt sie. Aber ihre Worte ergeben Sinn. Weder er noch ich geben uns mit anderen Schülern ab. Zufriedenheit scheinen wir nur im Alleingang zu erfahren. Zudem wohnt er nur ein Haus weiter. Oft sehe ich nachts noch Licht bei ihm. Und wenn er im Garten ist, strahlt der Mond doppelt so hell wie zuvor. Die Sterne funkeln und glitzern wie unzählige Diamanten – magisch.
Ich getraue mich, über meine Schulter zu linsen. Er sitzt schräg hinter mir und lässt lässig einen Stift durch seine Finger wandern, dabei stiert er mich an. Er schaut nicht nur, nein, ich habe das Gefühl, er versucht, mein Innerstes zu erforschen, alles nur durch einen bloßen Blick. Es ist mir unangenehm.
Wieder widme ich mich meinem Brot. Die Ameise ist verschwunden. Ich esse, ehe die Pause vorüber ist, und der Tag in die nächste lange Hälfte startet mit Mathe und Latein.
Im Gewusel der heimdrängenden Schüler erblicke ich sein Haar. Er überragt unsere Mitschüler. Ich fasse mir ein Herz und boxe mich zu ihm durch. Er reagiert sofort, als ich neben ihm ankomme und ihn ansehe.
»Heute so mutig?«, tönen die Worte aus seinem Mund. Und ich bin fassungslos. Betörend, ja fast melodisch beschwingen die Silben meine Ohren. Sein Bann hat mich gänzlich an sich gerissen, wie das seidige Spinnennetz eine zappelnde Fliege fängt. War es ein Fehler? Nein! Es fühlt sich gut an, so vertraut. Eine Strähne kullert nach vorne, ich sehe sein Ohr. Die obere Kurve ist vernarbt.
Ich starre, ich will es nicht, aber ich muss. Intuitiv fasse ich an meine Ohren, fühle die Narben, die auch meine Hörmuschel verschandeln. Stets stehe ich morgens eine Stunde eher auf, um das dichte, braune Haar zu bändigen, witzige kleine Zöpfe zu flechten, welche ich mir über meine Ohren binde.
Er bemerkt es und bedeckt sie schnell wieder, aber seine Augen sprechen mit mir.
Schweigend laufen wir nebeneinander her. Immerzu berühren sich nur unsere Blicke. Er lächelt. Seine blassen, schmalen Lippen glitzern verführerisch in der hellen Sonne.
»Silimed, richtig?«, fragt er nach einer Weile. Mein Herz setzt beinahe aus. Ob man sich an diese Melodie gewöhnen kann?
Ich nicke und spüre, wie mein dunkler Teint rot zu glühen beginnt.
»Ein außergewöhnlicher Name«, fügt er hinzu. Wieder nicke ich. Meine Gedanken überschlagen sich: Sag etwas, sag irgendwas!
»Elanor ist aber auch nicht von aller Welt«, kontere ich.
Er lacht.
»Punkt für dich.«
Wieder schweigen wir. Aber diesmal ist es angenehmer.
»Du wohnst nebenan, richtig?«, fragt er weiter.
»Ja, ich weiß. Du magst die Nacht, richtig?«, plaudere ich.
Er lächelt. »Und du magst die Pflanzen«, bemerkt er, ohne auf meine Frage einzugehen.
Verwundert schaue ich ihn an. Ob er mich ebenfalls beobachtet hat. Und wieder scheint es, als würde er in mir lesen wie in einem Buch.
Nichtssagend deutet er auf den Weg, den wir bisher zurückgelegt haben. Ein ganz gewöhnlicher Gehweg, gesäumt von hohen Hecken. Ich blicke zurück und erschrecke. Die Natur bietet sich mir dar in ihrer schönsten Pracht. Bunte Blumen strahlen mit der Sonne um die Wette, Bienen – nahezu atemlos – summen umher, willig, von jeder Blüte zu kosten.
Ich stehe nur da und betrachte mein Werk. Es ist meines, das weiß ich. Mein Zimmer besteht fast ausschließlich aus Pflanzen, aber gewöhnlich nutze ich sanfte Worte, ein paar Berührungen.
»Was ist passiert?«, stammele ich unbeholfen.
»Wir sind anders«, sagt er, und wieder verliere ich mich in den unendlichen Tiefen seiner magischen blauen Augen.
»Du meinst Hexen, Zauberer, all so was?« Skeptisch runzle ich meine Stirn. Er schüttelt den Kopf.
»Komm heute Abend rüber, ich muss dir etwas zeigen«, sagt er und sprintet davon.
Ein Date! An mehr kann ich nicht denken. Seufzend öffne ich das kleine Tor zu unserem Hof und gehe zum Haus. Meine Gedanken sind längst beim Abend angekommen. Immer wieder muss ich darüber nachdenken, was genau er wohl mit – heute Abend – gemeint hat. Wann beginnt der Abend? Ob ich anrufen und nachfragen soll?
Meine Eltern sind nicht da. So wie sie meinten, für die ganze Woche. Aber mit siebzehn bin ich alt genug, alleine zu bleiben.
Ob sie es gutheißen würden, wenn ich mit dem Nachbarsjungen anbandle?
Rasch ziehe ich mir meine Lieblingskleidung aus dem Schrank. Eine beige Leinenhose und eine weiße Bluse. Luftig und warm genug für laue Frühlingsabende. Ich blicke aus dem Fenster. Wolken ziehen über den Himmel
und stimmen mich traurig. Heute ist Vollmond, aber davon werden wir nichts zu sehen bekommen. Das Leben ist gemein.
Bevor ich gehe, überprüfe ich den Sitz meiner geflochtenen Zöpfe. Die Ohren sind bedeckt und dann husche ich rasch hinaus, um gleich darauf vor seiner Türe zu stehen.
Ich muss nicht klingeln, er öffnet bereits, noch ehe ich meine Hand zum Läuten heben kann.
Er sieht umwerfend aus. Er trägt ein weißes Hemd und eine weite, blau-schwarze Leinenhose. Seine nackten Füße linsen darunter hervor. Erst jetzt bemerke ich, dass seine Haare einen bläulichen Schimmer haben. Ich bin fasziniert.
»Komm doch rein«, bittet er mich und deutet mir eine ausladende Geste, ja er verbeugt sich sogar knapp.
Das Haus sieht irre aus. Es ist rustikal, mit hellem Dielenboden. Astlöcher sind im Holz verblieben und wirken einladend und gemütlich, fernab von perfekt und steril. Unzählige Blumensträuße stehen verteilt in verzierten Vasen. Bilder von den verschiedensten Naturlandschaften zieren die Wände, überall duftet es nach Blumen und Gras, einfach herrlich.
»Es sieht so ganz anders aus, als ich es mir vorstellte«, gebe ich zu. Er nickt.
»Wie sieht es denn bei dir aus?«, fragt er völlig unvermittelt.
Ich muss ihn ansehen, muss herausfinden, ob die Frage ernst gemeint ist.
»Nun ja«, beginne ich, »ziemlich steril. Gerade Formen, keinen unnötigen Schnickschnack. Eigentlich komplett in schwarz-weiß, grau scheint meine Familie nicht zu kennen. Selbst der Garten besticht durch akkurat geformte Hecken. Jeder Grashalm hat seinen Platz. Wir haben viele Kieselsteine, die offenbar nummeriert sind und die ich keinesfalls verrücken darf. Es ist schlicht und ergreifend: starr«, sprudelt es aus mir heraus. Mir ist, als würde eine enorme Last von meinen Schultern fallen. Endlich kann ich mich jemandem anvertrauen. Meine Eltern sind super, keine Frage, aber in ihr Umfeld möchten
sie sich nicht reinreden lassen. Es gibt keine Kompromisse.
Umso glücklicher bin ich, dass zumindest mein Zimmer von der Kompromisslosigkeit ausgeschlossen ist. Ich würde ohne meine grüne Oase eingehen.
»Das habe ich mir gedacht«, antwortet Elanor und nimmt mich bei der Hand. Zügig steigen wir die Treppe empor. Ich genieße das Knarren der alten Holzdielen. Mit einem Ruck stößt er eine Tür auf. Das Scharnier quietscht laut, und ich kichere vergnügt.
Mir offenbart sich ein Raum, den ich so gewissermaßen schon kenne. Gerade Formen, klare Linien. Selbst der Boden ist gefliest und glänzt lupenrein. Keine Pflanze, nicht mal auf dem Fenstersims.
Ich bin schockiert und beeindruckt zugleich.
»Das sieht aus wie bei mir«, flüstere ich und getraue mich, einen Schritt über die Schwelle zu treten. Dabei halte ich seine Hand umklammert. In meinem Bauch herrscht ein Durcheinander. Glücksgefühle und Angst geben sich ein Stelldichein und bauschen meinen Kreislauf auf. Meine Gedanken rufen mir lautstark zu, ich weiß, was sie mir sagen wollen, aber ich will es nicht hören, ich wehre mich dagegen.
»Du weißt, was jetzt kommt, oder?«, fragt Elanor mich.
Doch ich reagiere nicht. Meine freie Hand spielt mit dem Saum meiner Bluse.
»Silimed?«, sagt er und geht in die Knie, um mir in die Augen schauen zu können. Seinem Blick weiche ich aus. »Silimed!«, ertönt seine Stimme erneut. Er nimmt mich an den Schultern und rüttelt sanft. Ich muss weinen.
»Du meinst, wir haben die falschen Familien?«, frage ich.
Meine warme Stimme bricht dabei weg. Er lässt sich Zeit mit der Antwort.
»Gewissermaßen ja«, gibt er letztlich zu.
»Aber wie kann das sein?«, bohre ich weiter. Ich ahne, dass er mehr weiß als ich.
»Gibt es Babybilder von dir?«, frägt er mich. Stutzend stiere ich ihn an.
»Ich … äh …«, stottere ich.
»Hängen bei euch drüben Babybilder von dir?«, wiederholt Elanor seine Frage. Ich schüttele den Kopf. Gedanklich laufe ich alle Räume in unserem Haus ab, jedoch sehe ich nirgends Bilder von mir als Baby oder Kleinkind.
Elanor seufzt.
»Was ist mit deinen Ohren?«, frage ich.
Reflexartig fasst Elanor an seine Ohren. Sein Blick haftet auf meinen Zöpfen.
»Ich schätze das gleiche wie mit deinen Ohren«, sagt er. Er zwinkert mir zu, und endlich geht es mir wenigstens etwas besser.
»Komm mit, ich zeigʼ dir was, danach sollst du alle Antworten bekommen, die du möchtest«, sagt er. Auf dieses Angebot gehe ich dankend ein.
Gemeinsam laufen wir die Treppe hinab. Wieder knarren die Dielen, und ich ziehe vergnügt mein Genick ein. Diese Laute scheinen meinen Nacken zu kitzeln. Als wir im Garten stehen, lässt Elanor meine Hand los und tritt weiter in die Mitte des Rasens. Ich bleibe an der Terrassentüre stehen und beobachte ihn neugierig. Er schaut in den Himmel. Ein Mond oder Sterne sind nicht zu sehen. Zu dicht drängen sich die Wolken über den dunklen Himmel und zaubern bauchige, blaue Ränder in die Nacht. Getrieben werden sie von einem warmen Südwind, der die Büsche und Sträucher rascheln lässt.
Elanor breitet seine Arme aus und schließt die Lider. Er atmet hörbar laut ein und aus und dreht sich in Zeitlupe im Kreis. Stetig verlassen leise Verse seinen Mund. Ich verstehe ihn nicht, aber es klingt wie das Lieblichste, was ich je hören durfte. Gänsehaut überschwemmt meinen Körper, und eine Schar von
Schmetterlingen durchflutet meinen Bauch. Der Wind nimmt zu. Mir ist, als könnte ich Schnee riechen. Wie an einem kühlen Novembermorgen, wenn die Luft klar und rein ist und von irgendwoher ein Gefühl des nahenden Winters transportiert wird. Jeder weiß es, jeder riecht es, jeder fühlt es, und das, meist noch Wochen, bevor es soweit ist.
Die Wolken formatieren sich neu, rasen geradezu über den Himmel, lockern sich, reißen auf. Ein unwirklicher, heller Schein, tritt aus der Dunkelheit hervor. Kleine strahlende Punkte blitzen auf, und dann verschwinden die Wolken gänzlich. Alles was bleibt, ist eine unsagbar schöne Vollmondnacht. Deutlich sind die dunklen Krater auf der hellen Mondoberfläche sichtbar, die Sterne funkeln und setzen den Nachthimmel in eine traumhafte Szenerie.
Ich kann nichts tun. Ich stehe da und starre in den Himmel.
Elanor kommt zu mir herüber. Auch er sieht nach seinem Werk frischer und lebendiger aus, ja gar glücklich.
»Was ist hier eben passiert?«, frage ich ihn, ohne meinen Blick von dem Himmel zu wenden.
»Das gleiche, was du mit deinen Pflanzen machen kannst.«
Er deutet auf die Hecken. Fad und grün verschlucken sie des Mondes Schein. Mit einem Nicken animiert mich Elanor hinüberzugehen und ihm zu demonstrieren, welch Kräfte in mir stecken.
Zögernd steuere ich die Hecken an. Mit Blicken über die Schulter vergewissere ich mich, dass er bei mir ist.
Sanft gleiten meine Finger über das matte Grün. Ich murmle liebevolle Worte zu den Hecken, erzähle mit ihnen, liebkose und streichle sie. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, ehe sie zu glänzen beginnen und ihre müden Blätter aufrichten. Kleine, versteckte Knospen richten sich aus dem satten Grün empor und offenbaren mir ihre farbenfrohe Pracht. Es raschelt und wispert, als würden sie mir antworten. Als würden sie mir danken für meine Güte und Liebe. Ich erfreue mich an dem Anblick. Im Garten des Hauses vollführen wir eine wahrlich wunderbare Kulisse. Anmutig und schön. Den Mond als Scheinwerfer, die Sterne als funkelnde Begleiter, die Blumen und saftigen Farben als malerisches Kunstwerk.
Dann steht er plötzlich hinter mir und lässt seine zarten Hände über meine Schultern gleiten. Seinen Atem spüre ich deutlich in meinem Nacken. Er riecht unglaublich gut und setzt mit jeder Berührung mein Herz in Gang. Es überschlägt sich beinahe. Ich kann nicht mehr anders, ich muss ihn küssen und gebe mich ganz seiner Wärme und Sanftheit hin. Es verbindet uns so viel, und ich kann es kaum glauben, so lange auf diesen einen Moment gewartet zu haben. Seine Lippen schmecken süß. Fühlen sich makellos und weich an – das Unglaublichste, das ich je kosten durfte.
Schweigend schauen wir uns in die Augen. Die Gedanken überschlagen sich.
»Willst du jetzt deine Antworten?«, murmelt er leise und streichelt meine zarten Wangen. Ich nicke, und er führt mich ins Wohnzimmer zurück.
»Welche Frage soll ich dir zuerst beantworten?«, beginnt er.
Gemeinsam kuscheln wir uns auf das warme Stoffsofa.
»Was sind wir?«, frage ich ihn. Mit seinen Fingern fährt er meine Fingerkuppen ab.
»Elfen«, antwortet er. Er formuliert seine Äußerung klar und deutlich, lässt keinen Zweifel an der Glaubwürdigkeit zu.
»Und was machen wir hier?«, frage ich weiter.
Elanor seufzt. Es scheint, als sucht er die richtigen Worte.
»Im Elfenland brach Krieg aus. Die Goblins fielen über das Reich der Elfen her. Die verschiedenen Elfenvölker kämpften mit aller Macht dagegen an. Da aber Streit zwischen den Völkern herrschte, waren die Gruppen an sich schon geschwächt. Bei einer großen Ratssitzung wurde beschlossen, die Kinder der einzelnen Völker in diese Welt zu senden, um somit den Fortbestand der Elfen zu gewährleisten, wenn die Goblins gewinnen sollten. Du und ich sind zwei dieser Kinder. Elfenkinder passen sich ihrem Umfeld an. Eine Gabe, die wir in die Wiege gelegt bekamen. Lediglich unsere Ohren mussten angepasst werden.«
Zeitgleich fassten wir an unsere Narben.
»Allerdings fand eine Verwechslung statt, du hast meine Ziehfamilie, und ich habe deine Ziehfamilie erhalten«, sprach Elanor.
»Wieso hat man uns nicht zurückgetauscht?«, hake ich nach.
»Wir mussten ohnehin genug durchmachen, da wollte man uns nicht schon wieder verwirren. Wenn du mich fragst, war das ein geplanter Schachzug der Transportdrachen«, erklärte Elanor. Ich starre ihn an. Mein Kopf sprudelt fast über vor Information und Verwirrung.
»Transportdrachen?«, frage ich. Meine Stirn kräuselt sich.
»Hallo? Wir sind Elfen! Glaubst du ernsthaft, wir fahren mit Autos?«, lacht Elanor. Seine Worte ergeben Sinn.
»Wer sind unsere Zieheltern?«, erkundige ich mich.
»Auch Elfen, allerdings wurden sie bereits vor etlichen Jahren in das Menschenreich gesandt, um sozusagen alles vorzubereiten. Die Goblins fallen immer wieder über das Elfenreich her, man musste also vorplanen«, erzählt Elanor.
»Wo sind sie jetzt? Doch nicht wirklich irgendwelche Omis besuchen, oder?« Meine Neugierde ist endgültig geweckt.
»Nein, angeblich ist der Krieg vorüber. Sie sind in das Elfenreich gereist, um zu sehen, was davon noch übrig ist, oder wer.« Seine Stimme wird leiser. Wir schweigen.
»Lass uns gehen«, bitte ich Elanor.
Er sieht mich fragend an.
»Ich meine es ernst. Wenn das Elfenland unsere Heimat ist, was hält uns dann noch hier? Lass uns gehen«, bitte ich erneut.
Elanor zögert, aber er erkennt in meinen Augen den unbändigen Willen, meine Wurzeln zu finden. Noch nie habe ich mich wirklich heimisch in der Menschenwelt gefühlt. Damals wusste ich nicht, was mich störte, doch jetzt, nachdem ich über alles Bescheid weiß, möchte ich mehr erfahren.
Elanor steht auf und geht zu einer Kommode. Er öffnet die dritte Schublade von oben und kramt kurz in allerlei Sachen herum. Mit einem alten Buch und einem Amulett in der Hand, nimmt er neben mir im Schneidersitz Platz.
»Du kannst noch kein elfisch, oder?«, fragt er mich, obwohl er die Antwort genau weiß. Ich schüttele den Kopf.
Er bittet mich, seine Hand zu nehmen. Ich mache mehr als das, ich klammere mich fest an seinen Oberarm. Ich ahne, dass etwas Großes bevorsteht.
Während er das Amulett im Uhrzeigersinn reibt, murmelt er ein paar Worte, die er von der ersten Seite des Buches abliest. Die Schrift ist wunderschön, aber für mich kaum lesbar. Ich erkenne ein paar Buchstaben, welche auf einer Ecke meines Kissens eingestickt sind. Ich muss schmunzeln. Meine ganze Kindheit über habe ich gerätselt, was es mit diesen Zeichen auf sich hat.
Über unseren Köpfen erscheint ein gleisendes Licht. Meine Augen brennen, ich kann nicht hineinsehen. Schützend halte ich meine Hände über die Augen.
»Silimed!«, ertönt es unwirsch neben mir und ich greife blitzschnell wieder nach Elanor, der diesmal meine Hand umklammert.
Aus diesem hellen Licht fallen Blüten und glitzernde Sterne, sie bedecken bereits unseren ganzen Körper. Danach werden wir von dem Licht verschluckt und schweben schwerelos durch Zeit und Raum. Die klare Struktur der menschlichen Welt verschwimmt, und kurz danach offenbart sich uns eine bezaubernde, schillernde und traumhafte, andere Welt.
Saftige Wiesen, grüne und blaue Seen, haushohe Wälder mit gesunden, kräftigen Stämmen und dichtem Laub, eine unzählbare Menge an wilden Tieren, gesund und gut genährt, agil und neugierig.
Wir sind überwältigt. Der blumige Strudel setzt uns behutsam auf einer kleinen Lichtung ab. Kaum dass unsere Füße das weiche Gras berühren, tauchen über uns kleine Drachen auf.
»Die Transportdrachen«, flüstert Elanor mir zu.
Mit offenem Mund betrachte ich die schillernden Schuppen der kleinen, fliegenden Drachen. Je näher sie uns kommen, umso kleiner fühle ich mich selbst. Und in der Tat, wir sind kaum größer als eine Hand. Alles um uns herum erscheint endlos und weit.
Behutsam schweben die Drachen über uns, bedacht darauf, keinen Flügelschlag zu viel zu tun. Jeder nimmt sich einen von uns, und gemeinsam fliegen wir über das Elfenreich. Der Krieg mit den Goblins hat sichtbare Spuren hinterlassen. Ständig tauchen gerodete Flecke unter uns auf. Von weiter her am Horizont bahnen sich dichte Rauchwolken ihren Weg in den Himmel. Kleine Zelte lassen sich erahnen, man erkennt unser Volk, wie es Verwundete verarztet, Brände löscht und die Natur, durch Tänze und Worte wieder in Einklang bringt.
Auf einer weiteren, riesigen Lichtung setzen uns die Drachen ab und fliegen von dannen.
Unzählige Elfen sind auf dieser Plattform versammelt und starren uns an. Das zuvor laute Stimmengemurmel erlischt gänzlich. Elanor greift meine Hand.
»Was haben die?«, frage ich ihn leise.
»Du gehörst zum Volke der Waldelfen.« Elanor nickt nach rechts. Unzählige kleine Elfen stehen beisammen, die mir, in ihrer Art und Aussehen sehr ähneln. »Ich gehöre zum Volke der Mondelfen.« Elanor nickt nach links. Auch hier stehen etliche Elfen beisammen, die Elanor zum Verwechseln ähnlich sehen. Zwischen beiden Völkern, scheint es eine Art unsichtbare Grenze zu geben. Jeder gibt sich Mühe, nicht zu nah an das andere Volk zu geraten, als würde eine unsichtbare Gefahr vom jeweils anderen ausgehen. Ich bin verwirrt.
»Deine und meine Eltern sind die Herrscher über die Völker, und beide haben schon seit Jahrhunderten eine Fehde«, erklärt Elanor.
»Weshalb?«, frage ich ihn. Ein wenig mulmig wird mir nun.
»Eigentlich wegen nichts. Dein Vater hat einst zu meinem gesagt, dass die Mondelfen eingebildet wären«, antwortet Elanor und schaut mir dabei tief in die Augen. Ich drohe zu schmelzen.
»Das ist alles?«, hake ich nach.
Elanor nickt und lächelt dabei zaghaft.
Ich kann es nicht glauben. Ein solch banaler Grund führt zu solch einem Zwiespalt?
Elanor zieht mich hinter sich her. Wortlos bahnen wir uns einen Weg auf der unsichtbaren Grenze zwischen den Völkern hindurch. Nach einigen Metern halten wir vor einer riesigen Marmortreppe an. Dahinter türmt sich eine Art gewaltige, natürliche Bühne auf. Ich bin sprachlos. Dort oben stehen vier Elfen. Deutlich erkenne ich das Herrscherpaar der Waldelfen und das Herrscherpaar der Mondelfen. Ich sehe meinen wahren Eltern wie aus dem Gesicht geschnitten aus.
Elanor lässt meine Hand los und deutet mir den Weg nach oben. So flink ich kann, erklimme ich die Stufen und bleibe unmittelbar vor meinen Eltern stehen. Sie halten sich im Arm, und ihre Augen füllen sich mit Tränen.
Ich warte nicht auf eine Reaktion, sondern ich renne zu ihnen und schließe sie in meine Arme.
Ewig verharren wir in unserer herzlichen Umarmung. Immer wieder betrachten meine Eltern mich und drücken mich dann liebevoll an ihre Seite. Mein Zopf löst sich unter den Streicheleinheiten, und meine vernarbten Ohren kommen zum Vorschein. Besorgt betrachtet meine Mutter den Makel. Sie wendet sich ab und läuft zum Rand der Bühne. An einem Busch wachsen prachtvolle weiße Blumen, die ich zuvor noch nie gesehen habe. Sie tragen lange, schmale Kelche und duften herrlich süß. Sie steckt mir beide in die Haare, jeweils auf Höhe der Ohren und bedeckt diese dann mit ihren Händen.
Ein bezaubernder Gesang verlässt ihren Mund, und unter ihren Händen erscheint ein goldenes Leuchten. Meine Ohren werden ganz warm. Als sie die Hände wegnimmt, sind meine Ohren wie einstmals. Ohne Makel, lang und weich.
Ich blicke mich nach Elanor um. Er steht zwischen seinen Eltern und lächelt. Selbst in den Augen seiner Eltern erkenne ich Freude. Als ich auf ihn zulaufen möchte, hält mein Vater mich zurück. Ich schaue ihn an. Ohne ein Wort verstehe ich, was er von mir möchte, doch ich widersetze mich ihm. Auch Elanor tut es mir gleich. Wir laufen aufeinander zu und schließen uns liebevoll in die Arme. Ein Raunen geht durch die Menge.
»Ich möchte etwas sagen«, richte ich mein Wort an Elanor, und er nickt.
»Liebes Volk, nach all den Jahren des Krieges sind wir endlich wieder vereint. Die kommenden Wochen werden schwer. Wir werden einige Verluste zu Grabe tragen müssen, die Verwundeten heilen und die Natur wieder in Einklang bringen müssen«, sage ich mutig und mit lauter Stimme. Ich bin von mir selbst überrascht.
Elanor übersetzt für mich ins Elfische. »Lasst uns heute damit anfangen, indem wir einander danken. Danken dafür, dass wir Seite an Seite gekämpft haben, um unser Land zu sichern.«
Unsicher werfen die Völker skeptische Blicke hin und her.
Ich umklammere Elanor so fest ich kann und erwecke damit die Aufmerksamkeit der Elfen.
»In meiner Zeit bei den Menschen habe ich etwas Wichtiges gelernt: Es ist egal, welche Hautfarbe man hat, egal, welcher Religion man angehört, es ist egal, ob man blitzgescheit oder einfach nur Durchschnitt ist – die Liebe findet ihren Weg, und es wäre nicht fair, ihr im Wege zu stehen«, beende ich meine Rede.
Als Elanor mit der Übersetzung fertig ist, küsst er mich zärtlich, und ich genieße es.
Die Elfen geraten in Aufruhr. Die anderen Elfenvölker treffen ein und zwingen die beiden verfeindeten Völker, näher aneinanderzurücken. Aufmerksam beobachten wir das Geschehen. Zaghaft, schüchtern und unsicher nähern sich die ersten zierlichen Waldelfen den Mondelfen. Sie reichen sich die Hände. Als dieser Bann gebrochen scheint, stürzen vereinzelte Waldelfen aus der Gruppe und bahnen sich einen Weg zu einzelnen Mondelfen. Sie fallen sich wie Liebende in die Arme.
Die Völker, die erst jetzt dazu kamen, betrachten staunend dieses Schauspiel. Skeptisch blicken sie zwischen meinen Eltern, Elanors Eltern und uns umher.
Weinen und Lachen ist aus der Menge zu hören.
Meine Mutter nimmt Elanor beiseite. Er blickt zu Boden, scheint sich zu schämen. Meine Mutter berührt sein Kinn, sucht seinen Blick. Sie lächeln einander an. Behutsam steckt auch sie ihm zwei Blüten hinter die Ohren und vollführt ihr zartes Ritual, so dass auch Elanor wieder in seiner vollen, elfischen Pracht erstrahlt.
Glücklich blicke ich in den Himmel, ich fühle mich wohl, ich fühle mich heimisch – mein Leiden, ein Fremder zu sein, hat endlich ein Ende. Hoch in den Wipfeln erkenne ich zwei Transportdrachen. Der eine schillernd grün, der andere glänzend blau, sie reiben ihre Köpfe aneinander und zwinkern mir zu. Ich weiß genau, was sie mir sagen wollen: Sie danken mir, denn durch die Vereinigung der Völker untereinander hat auch die elfische Natur zu ihren Wurzeln zurückgefunden. Es gibt keine Grenzen mehr, keine Verbote, das unbeschwerte Leben fernab von Vorurteilen hat zurückgefunden.
Und die Goblins? Ja, die gibt es noch, aber sie haben Unmengen an Kraft und Stärke eingebüßt, denn gegen die Liebe ist noch kein Kraut gewachsen.