Ein Auto, das dem Begriff der Sänfte in vielfacher Hinsicht neuen Sinn verleiht, aus dem man also auch nach stundenlanger Fahrt am liebsten wirklich nicht aussteigen möchte, weil es sich dem Fahrer so anschmiegsam hingibt wie ein Maßanzug; ein Auto überdies, das unser Umweltbewusstsein streichelt, weil es die Luft im besten Fall sogar sauberer macht, das Platz hat wie eine Familienlimousine und so luftig zu kutschieren ist wie ein Kleinwagen ... ja, so eines würde wohl jeder gern fahren. Und siehe da: Gerade rechtzeitig, bevor das Jahrtausend Vergangenheit wird, ist die Zukunft auch schon da. Mit dem Peugeot 607 meldet sich die französische Oberklasse zurück. Und mit dem HDI stellt Peugeot eine Dieselruß-Waschanlage vor, die aus dem Auspuff sauberere Luft entlässt, als durch die Frontschürze von der Marke mit dem Löwen in die Brennkammern des neuen Großen gesaugt wurde. Doch dazu später.

Tatsächlich werden Mercedes, Audi, BMW und Volkswagen in der oberen Mittelklasse, der Oberklasse, aber auch im Luxussegment die Westwinde etwas schärfer um die Ohren pfeifen: Luxus,.technische Innovationen und ein für Peugeot bisher einmaliges Serviceangebot für Kunden machen den 607 zu einem Auto, das es in der Komplexität aus Frankreich bisher noch nicht gab. Zeitgemäßes Styling und eine Verarbeitungsqualität sowie eine Serienausstattung, die vieles beinhaltet, was andernorts teuer extra bezahlt wird, sollen dem „französischen Mercedes“ ein neues Siegerimage verleihen.

Wer einsteigt, erkennt sofort: Das Auto muss keinen Vergleich scheuen. Laufruhe und Kraft sind machen den Spaß beim Fahren aus. Zwei Ausgleichswellen lassen fast vergessen, das man bereits mächtig auf Touren ist; wenn das Triebwerk das schwere Auto auf der Autobahn an anderen Luxuslimousinen vorbeirauschen lässt. Das Drehmoment von 317 Nm liegt bei 2000 Umdrehungen pro Minute an. Aber schon 80 Prozent dieser Kraft wirken über die Räder und werden direkt in Vortrieb umgesetzt, kaum zeigen die Instrumente, dass 1200 Umdrehungen pro Minute anliegen und der Vierventil-HDI soeben beginnt, eventuelle Konkurrenten auf die Plätze zu verweisen.

Was die äußeren Abmessungen betrifft, punktet der 607 HDI sogar gegen den E 220 CDI: Mit 4,88 Meter Länge misst er sechs Zentimeter mehr. Im Innenraum wird das in wohltuende Geräumigkeit umgesetzt (wenn man davon absieht, dass Sitzriesen hinten nicht ganz so komfortabel den Nacken strecken können wie im Mercedes, weil die Franzosen der Limousine den Chic eines großen Coupé nicht vorenthalten wollten.)

Fünf Insassen fühlen sich trotzdem nicht nur nicht beengt, sondern ausgesprochen komfortabel befördert. Zwar fällt der Kofferraum mit ca. 500 Liter Volumen (gegenüber 520 Liter in der E-Klasse von Mercedes) etwas knapper als der von der Konkurrenz aus Stuttgart aus, die Kritik trifft aber nur, weil die Karosserie auch nach hinten so flach abläuft. Die Ausmaße des Kofferraums sind hingegen beeindruckend. Ein großer Kinderwagen fährt fast von allein hinein, mehrere Taschen daneben zu stellen, ist kein Problem.

Darauf, dass die Ingenieure es geschafft haben, noch in diesem Jahrtausend die Zukunft zu begrüßen, ist man bei Peugeot besonders stolz. Tatsächlich ist die Premiere für das Rußpartikelfilter-System FAP für alle anderen Hersteller von Dieselmotoren ein Ansporn. Denn was der Peugeot 607 HDI (von Januar an lieferbar) mit seinem 2,2-Liter-HDI und 133 PS (einem direkt einspritzenden Turbodiesel mit Common-Rail-System) zeigt, ist nicht weniger als der weltweit erste Pkw Dieselmotor mit serienmäßigem Partikelfilter. Und das gibt dem Piloten und Herrn über ein solches Kraftwerk nun einmal ein verdammt gutes Gefühl: Denn in der Siliziumkarbid-Struktur des Filters werden Kohlenstoff- und Kohlenwasserstoffpartikel restlos aufgenommen. Ist der Filter voll, was alle paar hundert Kilometer an den Bordcomputer gemeldet wird, werden die Mini-Teilchen vom Fahrer unbemerkt – und wiederum restlos – verbrannt. Heißt: So eine saubere Maschine gab es in Personenautos noch nicht, seit Bertha Benz im 19. Jahrhundert die Langstreckentauglichkeit des Automobils unter Beweis stellte.

45.000 Autos vom neuen Spitzenmodell will Peugeot weltweit 2001 verkaufen. Dabei steht als Alternative zum Diesel ein 3-Liter V6-Motor mit 207 PS zur Wahl. 90 Prozent des maximalen Drehmoments von 285 Nm liegen bereits bei 2000 Umdrehungen pro Minute an, ihren Höhepunkt erreicht die Drehmomentkurve bei 3750 Umdrehungen/Minute. Der von uns getestete Diesel hat jedoch neben der Tatsache, dass man dem Aggregat den Brennstoff kaum noch anhört den Vorteil des geringeren Verbrauchs: Deutlich weniger als 9 Liter auf 100 Kilometer im Drittelmix schluckte der Test-HDI – ein Ergebnis, das angesichts der Leistungen dieser Riesen-Familiensänfte kaum zu glauben aber tatsächlich erreichbar ist, ohne dass die Fahrer auf den Fahrspaß verzichten müssen.

ESP, Bremsassistent, Front- und Seitenairbags sowie ein Airbag Vorhang, der sich in sekundenbruchteilen aus dem Dachbogen zwischen A- und C-Säule entfaltet, sind in der Serienausstattung drin. Auch Elektronische Reifendruckkontrolle und automatische Lichtsteuerung gehören zur Serie und geben dem Fahrer das gute Gefühl, für die passive Sicherheit mehr zu tun, als heute Standard ist. Die Automatik mit Tiptronic System Porsche ist eines der wenigen Extras. Dieses Getriebe, für beide Motorvarianten lieferbar, ist sehr angenehm zu fahren. Neben der klassischen Schaltebene mit einer treppenförmigen Kulisse kann der Schalthebel des Automatikgetriebes in einer zweiten Ebene bewegt werden. Diese sequenzielle Schaltung mit Tiptronic erlaubt den manuellen Gangwechsel. Wird der Hebel kurz nach vorne gedrückt, schaltet die Automatik in einen höheren Gang, beim Zurückziehen wird herabgeschaltet.

So viel Spaß hat seinen Preis: Mit 59.000 DM kann man in den 607 2,2/16V HDI einsteigen, 3000 DM Aufpreis kostet die Automatik. Der 3,0/V6 kostet 67.900 DM, mit Automatik 70.900 DM.

Für das Geld gibt es viele schöne Dinge im Leben. Aber nur wenige Autos, die ebensoviel leisten.