Abgesehen von der Bibel, ist Harry Potter eines der meistgekauften Werke der Welt. Es wurde in 65 Sprachen übersetzt, darunter auch in Altgriechisch und Latein. Vor 15 Jahren vollendete J.K. Rowling den ersten Band der 7 Werke (Harry Potter und der Stein der Weisen). Vielen Verlegern wurde das Manuskript gezeigt, jedoch sah keiner von Ihnen wirkliches Potential in der Geschichte. Bloomsbury Publishing erbarmte sich schließlich und veröffentlichte das Buch mit einer Erstauflage von 500 Stück. Erst nach dem dritten Band kam der große Erfolg: das vierte Buch (Harry Potter und der Feuerkelch) wurde mit einer rekordverdächtigen Erstauflage von 1.000.000 Stück veröffentlicht. Warum boomte der Verkauf so schlagartig? Warum wollte plötzlich jeder die Geschichte vom Zauberer Harry Potter lesen? Es wurden doch zuvor schon unzählige Geschichten über Magie geschrieben. Was machen die Werke der Autorin so faszinierend, dass gleichzeitig so viele Nationen in Lesefieber verfallen?

Ich selbst fing im Alter von sieben Jahren an die Bücher zu lesen. Die Enttäuschung, als ich zu meinem 11. Lebensjahr keinen Brief aus Hogwarts bekam, kann sich kaum einer vorstellen. Seit der Veröffentlichung des letzten Bandes lese ich die Bücher im Halbjahrestakt, immer und immer wieder. Zwar kenne ich die Handlung schon auswendig, jedoch schafft es J.K. Rowling jedes mal aufs neue, mich in ihre Welt mitzureißen. Insbesondere in Stresssituationen kommen mir die Werke sehr gelegen, da sie es mir erlauben, mich einige Stunden lang von der Realität abzuschirmen. Obwohl es viele Geschichten über Dinge gibt, die nicht existieren und es zuvor schon einige Autoren geschafft haben, wunderbare neue Welten zu kreieren, kann ich mich in keines so hineinsteigern wie in die Welt von Harry Potter. Warum also muss es immer wieder diese eine Geschichte sein?

J.K. Rowling hat es nicht nur geschafft, in ihren Werken eine spannende Handlung zu kreieren, sondern auch ein, bis in alle Details ausgedachtes, Umfeld zu erschaffen, welches unserem verblüffend ähnlich ist. Dies erleichtert es dem Leser, in die Geschichte einzutreten und sich schnell mit der neuen Welt identifizieren zu können.

In der Art, wie die Autorin über die Zaubererwelt schreibt, könnte man annehmen, sie habe selbst dort gelebt. Alles fühlt sich vertraut an und man hat keinerlei Schwierigkeiten, die Geschichte anzunehmen. Ich persönlich finde es sehr wichtig, einen Bezug zu dem Buch, welches man gerade liest, zu haben. Diesen gewissen Bezug habe ich noch nie so stark bei irgendeinem anderen Buch erlebt. Als ich älter wurde und anfing, anspruchsvollere Bücher zu lesen, fehlte mir die Identifikation mit den Charakteren oder der Welt, in der sie leben. Natürlich gab es Bücher, die mich mitgerissen und bewegt haben, doch keines konnte mich in die Seiten hineinfallen lassen. Der Grund dafür ist, dass ich, wenn ich Harry Potter lese, automatisch Teil dieser Welt werde.

In meinem Umfeld gibt es einige, die Harry Potter entweder lesen, gelesen haben oder ganz bestimmt noch lesen. Mein kleiner Bruder, ein sehr lesefauler Zwölfjähriger, liebt die Bände. Auch wenn es sehr schleppend vorangeht oder er mich des öfteren bittet, ihm vorzulesen, gibt er die Werke nicht auf. Andererseits kenne ich auch Erwachsene, die in ihrer Freizeit die als Kinderbücher getarnte Harry Potter Serie lesen. Es lässt sich nur raten, wie genau J.K. Rowling es geschafft hat, so viele Generationen zu begeistern. Ich persönlich denke, dass es die einzigartige Kombination von den vielen verschiedenen, höchst interessanten Charakteren und einer spannenden Geschichte ist, welche die Werke von der übrigen Kinderliteratur unterscheiden. Weiter baut sich die eigentliche Handlung erst später auf und wird immer komplexer, jedoch auch immer interessanter, bis es zumHöhepunkt im letzten Band kommt, alles aufgelöst wird und die Geschichte vom „Jungen der überlebt hat“, in seiner Gänze und wunderbaren Art zum Vorschein kommt. Die liebevolle Arbeit, welche die Autorin in die Personen der Geschichte steckt, lassen sie für den Leser Wirklichkeit werden. Man kann sich auf Grund der detaillierten Beschreibung, die nicht wie in normalen Kinderbüchern einfach gestrickt und simpel zu verstehen ist, die Charaktere vorstellen und man hat trotzdem noch Platz für seine eigene Interpretation.

Der Schreibstil ist meiner Meinung nach ein weiterer Grund, warum die Bücher nicht nur für Kinder geeignet sind. Die Bände haben einen spritzigen Humor, sowohl im Englischen als auch im Deutschen, der sich gut herauskristallisiert und den einige der Kinder,welche die Bücher lesen, vermutlich gar nicht verstehen.

Im Zuge meines Artikels, stellte ich einige Recherchen über J.K. Rowling an, da es mich interessierte, wie sie es schaffte, eine so komplexe Geschichte zu erfinden und wie der Ablauf dieses Verfahrens war. Hatte sie alles schon im Kopf? Wusste sie bereits beim Schreiben des ersten Bandes, wie die Geschichte ausgehen würde und wie viele Teile sie kreieren würde?

Es stellte sich heraus, dass der Autorin die Geschichte während einer Zugfahrt in den Kopf schoss. Sie begann noch während der Fahrt zu schreiben und fertigte innerhalb von wenigen Monaten den ersten Teil an. Was mich so fasziniert, ist, dass am Ende des letzten Bandes alles aufgedeckt wird und sich die Geschichte wie ein Puzzle zusammenfügen lässt; auch mit Elementen aus dem ersten Teil. Deshalb wundert es mich, dass die Handlung während des Schreibens entstand und nicht vorher schon ausgedacht war. Das ist ein weiterer Punkt, warum mir das Lesen solche Freude bereitet, da man immer Neues entdeckt und dass man zum Beispiel in Teil sieben erfährt, warum es Voldemort all die Jahre nie geschafft hat, Harry zu töten. Diese rückläufigen Ereignisse machen Harry Potter abermals zu einem unvergesslichen Leseabenteuer.

Jedermann kennt Computerspiele. Wenn man sie nicht selbst spielt, dann die Kinder, mit denen man folglich Auseinandersetzungen hat wie lange sie spielen dürfen, welche Spiele erlaubt sind und ob es unbedingt notwendig ist, bei so schönem Wetter drinnen vor dem PC zu sitzen. Doch ich meine sagen zu können, dass jeder schon einmal in seinem Leben zumindest bei einem Spiel zusehen konnte.

Es gibt viele Variationen, doch fast alle basieren auf dem selben Schema: Man schlüpft in eine Rolle und muss im Laufe des Spiels Aufgaben bewältigen und zum Schluss kommt es zum Großen Show-down mit dem Feind.

Diesen Aufbau kann man auch in der Harry-Potter-Serie wiederfinden. Auch wenn man beim Lesen nicht in die Rolle des Protagonisten schlüpft, versetzt man sich doch immer in Harry Potter und fiebert mit, wenn er wieder eine seiner unmöglich erscheinenden Aufgaben erledigen muss. Im Prinzip läuft das Ganze ab wie Punkte sammeln. Besonders im letzten Band, als Harry Hokruxe sammeln muss, um Voldemort töten zu können, erkennt man das Computerspielschema. Genug Teile von Voldemorts Seele gesammelt, kann sich Harry dem Finale mit seinem Erzrivalen stellen.

Weiter kann man bei solchen Spielen nie sterben. Mit dem Harry-Potter-Lesen ist es ähnlich. Jeder Mensch weiß, dass die Autorin die drei Hauptcharaktere nie sterben lassen würde! Die Morddrohungen, die sie dann erhalten würde, wären mehr als der gesamte Briefverkehr in ganz Deutschland. Deshalb kann man ohne große Bedenken die Bände lesen, was allerdings die Hochspannung nicht ausschließt!

Letztlich ist es allerdings doch nicht möglich, zu erraten, warum genau diese Geschichte so viele Menschen begeistert. Doch ich finde es schön, zu sehen, dass, obwohl die Menschen so verschieden sind, verschiedene Religionen haben und Kriege führen, trotzdem alle gleich sind. Alle lieben Fantasiegeschichten - und J.K. Rowling hat es geschafft mit ihren Meisterwerken die Welt ein Stück mehr zu vereinen.

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