Ukraine-Krieg ...
... eine Doku, die nicht von denen da oben diktiert wird, sondern von Sachkenntnis und Verstand. Lesen Sie:
"Putin ist böse. Schröder ist böse. Schlachtet sie!" 11-3-2022
Der Westen in der Falle – die beeindruckende Bilanz grüner Außenpolitik 8-3-2022
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Golf in GT - mit Werner Schwarz
Regelmäßig wird GT-Autor Werner Schwarz aus der Welt des Golfsports berichten. lesen
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BI zur Verbesserung der Lebensqualität für Mensch und Tier in Königs Wusterhausen und seinen Ortsteilen: Gegen die Mauer vor einem Weg von der Friedensaue zum Krüpelsee. Zernsdorfer sind erzürnt, weil sich kein Politiker ihrer Sorgen annimmt. Weil kein Politiker für die Herstellung des Rechts sorgt. lesen.
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Zernsdorfer kämpfen für ihre Rechte. Demokratisches Fenster nennen sie die aktuelle Kolumne ihrer Bürgerinitiative. Neu die Beiträge:
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Kirgisztan - mon amour, nennt die Schauspielerin Julia Lindig ihr Fotofeuilleton über das Land. Die einstige Tatort-Darstellerin hat einen Plan, der bald schon das deutsche Theater bereichern dürfte. lesen
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Libyen unterm Feuersturm; Ägypten und die Revolutionslügen; der arabische Krisenbogen und seine Hintergründe; der Fall Soros - von Ferdinand Kroh. lesen
Kosovo, der jüngste Staat in Europa - Kommentare, Reportagen, Fotos - von Norbert Gisder. lesen
China Magazin in GT - alles über die Menschen, das Land, Kultur, Essen und Trinken, Politik, Wirtschaft. Und zwar so, wie ein Mensch forscht, der ein Land kennenlernen will. lesen
Die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin-Brandenburg. lesen
Messen - und die Weltausstellung Expo 2012 in Yeosu, Südkorea, mit einem Überblick und den Fotos über die wichtigsten Pavillions. lesen
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Malta, ein Verbrecherstaat? Der Fall Daphne Caruana Galizia
Malta, ein Staat, den man boykottieren sollte. Ein Staat, der sich bestimmt nicht für Julian Assange einsetzt. Ein Staat, in dem die Menschenrechte de facto nicht existent sind. Ein Verbrecherstaat? Drei Jahre nach der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia in Malta zeigen die maltesischen Behörden noch immer kaum Engagement dabei, den Fall aufzuklären. lesen
US-Atombomben aus Deutschland abziehen
Zum Internationalen Tag für die vollständige Beseitigung von Atomwaffen am 26. September

Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung bei der atomaren Abrüstung endlich gerecht werden und, wie von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung gefordert, den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland in die Wege leiten. Die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags der UNO darf aus Deutschland nicht länger blockiert werden, zumal nur noch fünf Staaten fehlen, damit er in Kraft treten kann. lesen
Erdogan stoppen: Zur Behauptung des türkischen Präsidenten, gegen den IS vorgehen zu wollen, tatsächlich jedoch lediglich die Kurden zu bekämpfen, gibt es weltweit Kritik - die von den Nato-Verbündeten der Türkei weitgehend ausgeblendet wird. Das türkische Militär geht an der syrisch-türkischen Grenze gegen kurdische Flüchtlinge vor und verwehrt Opfern der Angriffe des IS die Einreise in die Türkei, während sich IS-Kämpfer dort weiter frei bewegen können. Die Kumpanei Merkels mit Erdoğan muss beendet werden. Das fordern nicht nur Gregor Gysi und Sevim Dagdelen in ihren Kommentaren. lesen
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Privacy Shield ist die neue Daten-Mogelpackung
Die ‚Safe Harbour‘-Nachfolgeregelung der EU Kommission kann die massenhaften Datenerhebungen und -nutzungen durch US-Behörden nicht im Ansatz verhindern und ist weder mit den europäischen Grundrechten noch mit der aktuellen Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vereinbar. Man kann deshalb nur hoffen, dass sie nicht lange Bestand haben wird. Sagt Jan Korte in seiner Analyse in GT. lesen
Dauerstreit und Debatte in GT
Coca-Cola - Aus für 550 Familien
Syrien und der Krieg
TTIP - der Verrat
Jan Böhmermann - der Verrat II
Fracking - der Verrat III
SPD - der Chef-Umfaller
Paris - alles gut?
Gentechnik: lecker!
Wider den Leinenzwang
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Das neue Buch: "Glück im Schritt"
Die Neuauflage der Prosa-Klassiker von Norbert Gisder. Mit der Geschichte „Die Maske der Schönen“, der Novelle „Mars ruft Venus“ und dem Roman „Amok – oder: Die Schatten der Diva“ hat Norbert Gisder der Deutschen Belletristik drei große, schillernde Werke hinzugefügt, die in jedem ernst zu nehmenden, deutschen Feuilleton Beachtung gefunden haben. In einer Sonderedition gibt die Reihe GT-E-Books für Leser dieses Magazins alle drei Prosastücke in einem Sammelband unter einem schillernden, vieldeutenden Bild neu heraus. „Glück im Schritt“ lautet der metapherndichte Titel. mehr lesen
Gasthaus "Zur Byttna" - Straupitz im Oberspreewald

Das Gasthaus "Zur Byttna" an der Cottbuser Straße 28 in Straupitz hat einen eigenen, einen ganz unverwechselbaren Charme. Das liegt sicherlich an den Köchen, die beste Wildgerichte zaubern, den Beilagen das gewisse Etwas bei-zaubern und Arrangements präsentieren, bei denen schon der Anblick zu einer kulinarischen Kostbarkeit wird. Kein Wunder, dass die Gäste Anfahrten aus Berlin und Dresden nicht scheuen. Und wer nach dem Festmahl im Oberspreewald noch einen Tag bleiben will, dem helfen die Gästehäuser des schönsten Dorfes im Osten. lesen

"Amok! - oder: Die Schatten der Diva" - <br /> Roman von Norbert Gisder
Reisen bildet – Lesend reisen bildet doppelt: Das kleine Porträt einer Traumreise in die kanadische Metropole Montréal von Norbert Gisder beweist beides.
Mehr als 20 Bücher hat der Chefredakteur dieses Online-Magazins, Norbert Gisder, selbst geschrieben, herausgegeben oder mitherausgegeben. Fast immer drehte es sich dabei um die Welt hinter der Welt, die wir sehen. Und fast immer gehören die Impressionen, die Norbert Gisder von seinen Reisen mit nach Hause bringt und – gottlob – auch veröffentlich hat, zu den literarisch wertvollen Stücken, die er dem deutschen Büchermarkt bietet. Belletristisch, prosaisch, wunderschön und so fundiert recherchiert, dass auch ein Reiseführer nicht vielfältiger erzählen könnte, was eine Metropole wie Montreal im Kern bestimmt.
Mit einigen Leseproben aus dem Roman „Amok! Oder: Die Schatte der Diva“ möchte ich die Lupe über Passagen halten, die beispielhaft sind für gute Literatur, die durch Reisen inspiriert wurde – und die ihrerseits wiederum Reisende inspiriert.
Seinen Protagonisten lässt Gisder einige der Schlüsselerlebnisse in Montreal sammeln. Wer Gisder kennt, weiß, dass er dort lange gelebt hat, in erster Ehe dort verheiratet war. Sind es Schatten der Vergangenheit, die den Buchautor hier überholen?
Norbert Gisder beschreibt eine Reise nach Montreal, Kanada, in seinem Roman so:
„Der Himmel über den Wolken"
„Es ist der 14. Mai 1998, ein Donnerstag. 13.000 Meter über dem Atlantik sehen die Schäfchenwolken über dem Meer wie Federkissen aus“, schreibt er. „Endlich unterwegs. Endlich weg von dort, wo die Angst vor der Entfernung größer ist, als hier, über den Wolken, und trotzdem unter dem Himmel. An Bord der Boeing 747 von Air Canada nach Dorval ist so viel Platz, daß Max mit seinem Dreirad noch im Kreis vor dem Liegesitz umherfahren könnte. Vier-Sterne-Essen. Australischer Rotwein. Filet, serviert auf Porzellan. Das einfache Bauernleben in der ersten Klasse. Ich habe Sitz 3 a.
Die Touristen hinten scheuern sich die Wangen an den Kniescheiben wund, so eng sind die Sitzreihen gestellt.
Geschäftsreisende werden verwöhnt. Der englische Kanal und Schottland liegen hinter uns. Um 12.30 Uhr MESZ haben wir Labrador vor uns. Uhr sechs Stunden zurückstellen, dann zeigt sie die Zeit in Montreal. Was könnte das für eine Zeit werden – wenn Viviane und Max dabei wären.“
Sebastian freut sich auf die Distanz zu allem und will sie auskosten. Er sucht die Erinnerung an die Sehnsucht nach Nähe und will auch die auskosten. In einem der gemeinsamen Tagebücher, die Viviane und er geführt haben, liest er, was sie ihm einmal geschrieben hatte:
„Gerade bist du gegangen und ich spüre immer noch deine Hände auf meinem Körper. Ich fühle schon jetzt, daß ich dich in der eigentlich kurzen Zeit, die wir uns nicht sehen werden, vermissen werde. Ich werde Sehnsucht haben, es wird mir etwas fehlen, was zu dem Leben von mir gehört, in dem ich begonnen habe, im WIR zu denken und damit UNS zu meinen.“
(7. Juli 1997 steht darunter.)
Er schaut auf die Eis- und Felswüste von Labrador. Gigantische Gletscherströme, gefrorene Flüsse. Ein unwirtliches Leben, er notiert: „In zweieinviertel Stunden landen wir auf dem Stadtflughafen von Montreal, Dorval. Ich nehme einen Schluck von dem Champagner zu den Cashew-Kernen. Ich liebe den Luxus, den ich lebe, wenn ich ihn genießen kann – und würde doch lieber, daß es das Flugzeug zerreißt und wie einen Stein in die unwirtliche Welt da unter uns stürzen und zerschellen läßt, wenn ich tatsächlich denken müßte, alles sei aus. Ich hoffe auf dich. Du wirst dich selbst finden. Und deinen Weg zu mir neu bestimmen. Oder mir sagen, wenn ich es bin oder mein Verhalten, das sich zwischen uns schiebt, so daß ich das ändern kann. Du wirst mich nicht länger in dieser Ungewißheit, in dieser unwirtlichen, felsigen Kälte lassen. Irgendwann wirst du das auch so sehen.
In meinem Tagebuch liegt ein Zettel von dir. ,Zwischendurch ist alles so unwirklich, daß ich befürchte, gleich aus einem schönen Traum aufzuwachen. Dann quakt Max nach seinem Tee und während ich ihm einen in seine Tasse fülle, fällt mein Blick auf deinen Ring. Und das fordernde, ausgesprochen reale ,Teeee´ meines Söhnchens ist völlig unvereinbar mit der Existenz eines Traumes. Eines wirklichen Traumes. Denn traumhaft ist es, was mich Tag für Tag mehr verwandelt.
Zwei Wochen, nachdem wir uns kennengelernt haben, hast du mir diese Worte geschrieben. Am 8. Juli 1997, einen Tag vor einer kurzen Dienstreise.
Heute frage ich mich, ob du dich bedroht fühlen würdest, wenn ich nicht versuchen würde, dir die Maske auszureden, die du dir in der verdrehten Wahrnehmung der Welt von Christoph Pater, dem Spitzenrhetoriker, aufsetzen läßt? Würdest du es normal finden, daß ein Mann, nur weil er leiblicher Vater eines mit dir gemeinsam gezeugten Kindes ist, sich in eine Beziehung einmischen darf, die du sogar zur Ehe ausgebaut hast?
Er hat dir die Wahrnehmung verdreht. Du seist mit ihm noch nicht fertig. Und hättest noch eine Rechnung offen.
Zugleich sei da auch noch so etwas wie Liebe? War es das, was du zusamengefaßt hast? Nein, Vivi, Letzteres glaube ich dir nicht. Schon möglich, daß du noch eine Rechnung mit Christoph Pater offen hast. Ich auch. Aber Liebe haben wir beide nicht für diesen Strolch.
Verdrehte Wahrnehmung.
Seine miese Gesellschaft wird auch unseren Jungen zerstören. Könnte es sich nicht erweisen, daß dein Fehler gewesen sein wird, daß du einmal als Mutter dastehst, die ihr Kind gerade deswegen verloren hat, weil sie dem Irrtum unterlegen blieb, der Junge könnte nicht ohne seinen leiblichen, wohl aber ohne seinen tatsächlichen Vater, deinen Mann, ohne mich sein.
Christoph Pater ist gefährlich. Das hast du selbst über ihn gesagt, als er dich unter Druck setzte. Als er Einfluß nahm, Max öfter zu sehen und selbst unseren Kontakt zu unserem Kind nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Er hat damit nie nachgelassen, bloß die Methoden geändert.
Der Mann ist gefährlich, denn er ist doktrinär. Er benutzt die Kentnisse der Verhaltensmuster der soziologischen Wissenschaft zur Zerstörung der anderen Willen, so daß er seinen durch die Ruinen reiten kann. Er ist wirklich gefährlich.
Du hast dich aber trotzdem geirrt—und eben wieder nicht: Als dir klar wurde, daß Christoph nicht zu den klassischen Verbrechern gehört, zu jenen, die Kinder aus Fenstern werfen, ehe sie sie hergeben, oder entführen, hast du dich beruhigt. Zu Unrecht, wie sich erweisen wird: Denn die Gefahren von Menschen seines Schlages rühren aus der Skrupellosigkeit, mit der sie in die Seelen anderer dringen, als Propagandisten der Destruktion die Wahrnehmungen verdrehen.
Weil Menschen seelisch keine Einzeller sind – höchstens manchesmal, was den Verstand betrifft, scheint mir – finden sich die Spuren der Manipulation an der geistigen Welt meist erst, wenn es zu spät ist. Außerdem: Zurückverfolgen auf den Schuldigen lassen sie sich auch nicht – Christoph, der das weiß, weil er die Phänomene zerstörter Menschen als Familienberater täglich vor sich hat und beruflich gut ist, wie du mir zugegeben hast, kann also ungestört die Wahrnehmungen verdrehen und Wahnnemungen erzeugen: Deine. Mäxchens. Meine nicht. Ich sehe, erkenne. Ich beobachte. Aber das sollte dir, gerade dir, meiner Frau, keine Bedrohung sein.
Ich kämpfe um dich. Ich kämpfe nicht gegen dich, wenn ich diejenigen bedrohe, die dich zerstören.
Es ist deine Chance, Viviane. Nimm sie wahr. Max zuliebe, dir selbst und mir zuliebe. Der Familie zuliebe. Und überlaß Christoph Pater mir.
Bitte verstehe endlich, daß er dich deswegen gegen mich aufbringt, weil wir ihm im Guten niemals beibringen werden, daß wir ihm seinen leiblichen Sohn nicht abtrünnig gemacht hätten. Also versucht er und wird es immer versuchen, alles zu zerstören. Denn nur in eine zerstörte Familie hinein wird er den Einfluß ausüben können, der es ihm sichert, daß er der alleinige Herr über die Sicht ist, von der er will, daß sie auch zur Sicht seines Sohn wird.
Du hast hier auch eine Verantwortung für die zu erziehende Mündigkeit von Max, die durch Christoph gefährdet ist.
Nur einfach auf den Verdacht hin, daß ein Junge ohne seinen Papa kein anständiger Mensch wird, unsere Ehe zu zerschlagen, ist nicht der Weg. Darin sehe ich – mangels anderer Erklärungen deinerseits und weil du selbst sagtest, du seist mit Christoph noch nicht fertig – den tatsächlichen Grund für unsere Krise. Ich werde dagegen tun, was ich tun kann. Überlaß CP mir. Bitte. Oder sage mir, was sonst ich tun könnte, um dich zurückzugewinnen.“
Sebastian Fischer sieht sein Tagebuch an. Freundschaft? – fragt er wie zu sich selbst. Bietest du mir Freundschaft?
Oder werden mich die Worte zerstören, die ich notiere?
Er ist über den Wolken. Aber er ist alles andere als im Himmel. Nein, der Himmel müßte weit darüber sein.“
****
In der Rückblende holt Gisder die Erlebnisse um seine literarischen Helden ins Leben unterwegs. Geradezu wunderbar sind ihm dabei die im folgenden kurz zitierten Montreal-Beschreibungen geglückt:
Montreal, Kanada
"Montreal. Warum ist diese Stadt für mich immer so etwas wie ein Bruch mit allem anderen?“, schreibt er am nächsten Tag in sein Tagebuch und weiter:
„Wer mit dem Ziel eines Abschieds geht, kann trotzdem eine Weile bleiben. Auch immer?
Ich sitze am Boulevard St. Laurent, ein Musiker spielt leise auf seiner Gitarre, Oefs québecoises, drei Spiegeleier, Ananas, Mango, Melone, Bohnen, Speck, zwei scharf gegrillte Würstchen, süßer Kuchen, frittierte Kartoffelstückchen. Darüber wird Ahornsirup geträufelt. Köstlich. Québecois eben.
Draußen 20 Grad Celsius, Sonne, leichter Wind streichelt durchs Fenster. Die schönsten Frauen der Welt flanieren den Boulevard entlang. Die Röckchen so kurz, daß im Gehen weiße und rosa Slips, mal mit Spitze, mal in Seide, blitzen. Temperamente. Formen. Mode. Multikulturalismus. Interesse. Offenheit. Man will an jeder Ecke eine Freundschaft knüpfen.
Mit meiner Sehnsucht bin ich bei meiner Familie. Eben habe ich Vivi einen wahrscheinlich dummen Spruch auf den Anrufbeantworter gesprochen. Was soll einem auch Intelligentes einfallen, wenn für den anderen sowieso alles falsch ist, jedes Wort im Sinn verdreht wird.
Vielleicht sollte ich hier bleiben. Hier, auf der anderen Seite des Atlantiks, getrennt durch ein Meer, könnte ich eine Trennung verarbeiten. Zur Zeit bin ich auf Durchreise. Furchtbar. Weil voll Fernweh.
Meine Ex-Frau kümmert sich wie eine Schwester um mich. Gestern hat sie mich mit zu ihrer Familie mitgenommen. Jean und Michel schwärmten von den Geschäften, Immobilien, die sich verkaufen wie warme Brötchen. ,Es wird wieder gut nach den Jahren der Rezession.´ Ja, Kanada ist das erste der Länder der G7 mit einem ausgeglichenen Haushalt. Schon zu Zeiten höherer Arbeitslosigkeit und Verschuldung war das Lebensgefühl in diesem zweitgrößten Flächenstaat der Erde mit seinen schier unendlichen Möglichkeiten ungleich vielfältiger als das auf Ansehen, Geld und Prestigeobjekte gerichtet Streben in der alten Welt Europa. Wir haben Hummer gegessen in einem Landgasthaus. Zwei Stück elf Dollar.
Es ist Samstag, der 16. Mai 1998. In Berlin früher Abend.
Montreal ist um sechs Stunden hinter der Mitteleuropäischen Sommerzeit zurück. Die Sonne brennt von ihrem Scheitelpunkt auf das Zentrum der nordamerikanischen Frankophonie. Was werde ich heute tun? Was würden wir in Berlin unternehmen? Würden wir zusammen sein?
Viviane, du hast mir alles genommen. Was bleibt, ist ein sinnleeres Wochenende. Nicht sicher? Stimmt. Aber woher soll ich die Energie nehmen, um den Tagen ihren Sinn zu geben? Seit 48 Stunden bin ich hier, seit 52 weg von dir, ich weiß es nicht.
Nachmittag. 15.30 Uhr. Ich war spazieren, habe mir im Kaufhaus La Baie im Zentrum Montreals an der Rue Sainte Catherine Shorts gekauft, für Max eine ganz niedliche Bibermütze mit Zähnen auf dem Schirm und einem kleinen Biberkopf auf dem Stoff gedruckt, bin durch Eaton gebummelt, die Rue Sainte Catherine aus dem armen Westen durch die Amüsiermeile in den geschäftigeren Osten. Reichtum und Sprachenvielfalt – einen Großteil der Sprachen kann ich nicht einmal identifizieren.
Erschreckend, wie viele der jungen Menschen wie dick sind, wie viele auch häßlich und unästhetisch. Oder stechen sie gegen die Schönen nur besonders hervor?
1454, Rue Peel, Le Grand Café Parisien Alexandre ist sofort mein Lieblingscafé geworden. Zwischen Rue Sainte Catherine und Rue Maisonneuve in der Nachbarschaft schöner Boutiquen und feiner Ateliers für Mode, Kunst, Schmuck gelegen, vermitteln die Caféhaustische und Korbstühle Flair. Die Bedienung ist unübertroffen. Sicher fallen auf jeden Berliner mehr Haupttreffer im Lotto als auf ganz Deutschland Restauranthilfen, die so freundlich sind. Am Vortag hat mich Catherine hierher geführt. Jetzt denke ich an meine kleine Ex-Frau, die mir nach zehn Jahren Scheidung wie eine Schwester geworden ist.
Ich trinke Eistee, schaue den Flaneuren hinterher. Montreal ist die schönste Stadt der Welt. Ich finde überall Spuren der Erinnerung – an die Zeiten, als Catherine und ich noch kein Paar waren, als ich hier studierte, in der 2,5-Millionen-Stadt am St.-Lorenz-Strom, die mehr Cafés und Gasthäuser, mehr gute Restaurants und Diskotheken, mehr Striptease mit weniger Animation und einer ungleich angenehmeren Atmosphäre bietet als ihre große Schwester Paris.
Neben mir sitzt eine glückliche Familie: Papa und Mama um die 35, Tochter 15, Tochter 5. Alle lieben sich. Es ist schön anzusehen. Die Kleine trinkt einen rosaroten, die größere einen quietschgrünen Juice. Papa und Mama je ein Bier. Es gibt Salat und Pommes frites. Vivi, das könnten wir sein.
,Le Regime Suharto tremble sur ses bases´, lautet der Titel der besten frankokanadischen Tageszeitung ,Le Devoir´.
Ob es stimmt, das mit Christoph Pater – Unzucht mit Kindern in der DDR? Ich hätte ihm fast alles zugetraut. Das nicht. Aber angeblich ist die Information verbürgt. Ich werde auf weitere Erkenntnisse warten.
3515 Boulevard St. Laurent. Ich habe ins Shed-Café gewechselt. Zwischen der Rue Sherbrooke, an der mein Hotel Paris liegt und Rue Prince Arthur, der Restaurantmeile schlechthin, ist der Boulevard mindestens so voll wie die Moskauer Metro nach Büroschluß. Es ist nachmittags. Wie schon gestern abend, bedient eine Armee schöner Frauen, eine freundlicher als die anderen. In Berlin undenkbar. Das Café ist voll. Szenetypen. Ich werde über Prince Arthur und Rue St Denis heimlaufen, auf der Place St. Louis die Füße im Brunnen kühlen. Ich habe eine Blase am rechten Zeh.
Viviane würde hier Furore machen, mit ihrer Größe, ihrer Figur, ihrem schönen, ausdrucksstarken Gesicht ... und wir drei erst; Max, Vivi und ich. Mein Junge, eines Tages zeige ich dir die Stadt.
Daphné bringt zwei riesige Burger an den Nachbartisch. Rachel schenkt Gin-Tonic aus. Ich zahle meinen Kaffee bei Sophie.
An der Place St. Louis sitzt Jane und planscht mit den Füßen im Wasser. Sie kommt aus Connecticut, ist aber vor wenigen Wochen nach Kalifornien umgezogen, wie sie nach kurzer Zeit erzählt. Jedes Jahr im Mai oder Juni kommt sie hierher, sitzt unter den Ahornbäumen, die den Platz mit Schatten flecken. Für Jane ist Montreal die schönste Stadt Nordamerikas. Es ist wie Paris, sagt sie, nur nicht so weit. Ihr Mann Bill nickt, während sich die Tochter mit anderen Kindern im knieflachen Wasser des ausgedehnten Brunnenbeckens amüsiert. Man kommt schnell ins Gespräch auf Prince Arthur, zwischen St. Denis und Boulevard St. Laurent.
Abends: neuer Versuch. Ich höre das Klingeln des Telefons am anderen Ende der Leitung. Vivi ist nicht da. Oder sie hebt nicht ab. Ich erzähle dem Anrufbeantworter von meinem Tag. Kuß für Max, Klaps für den Hund. Tschüß, Schatz.
Kanada im Mai – Hummerzeit. Ich habe Hunger. Also: Hin, wo die Ernte der Fischer besonders gut und preiswert ist.“
Das Festival der Hummer
Casa Greque, 200 Prince Arthur Est. Das Lokal gibt es seit 1980, wie der Chef unter seinen Namen schreiben ließ, um die Tradition zu verdeutlichen. In einem jungen Land, in einer jungen Stadt, in Montreal heißt das etwas. Und die Casa Greque ist eine Legende. Wen auch immer man fragt, das Haus wird empfohlen. Es ist eines der touristischen aber auch für die Menschen von hier regelmäßigen Musts in Montreal.
Es ist 19. 15 Uhr. Schlangen von Hungrigen auf der Straße vor der Casa Greque. 20, 30 Männer und Frauen, Kinder, die auf einen der etwa 80 Sitzplätze auf der Terrasse warten. Wie überall in Montreal so ist auch an diesem Ort eine ganze Armee von Kellnern beschäftigt, Berge von Tellern, Unmengen von Gläsern und Tassen aufzutischen, abzuräumen, umzuordnen. Geregelt wird alles durch den Gerant, den Chef der Terrasse, der Sebastian ermuntert, sich anzustellen.
Wird nicht lange dauern, seine Einschätzung. Sebastian geht hinein. Eine Warteschlange auch dort. Aber kürzer. Drei Sektionen hat das Erdgeschoß, insgesamt etwa 150 Plätze, zwei Sektionen gibt es im Obergeschoß, 100 Plätze. Alles voll. Es dauert zehn Minuten, bis er einen Platz hat.
Ein Hummer für 12,95 Dollar. Zwei Hummer für 16.95 Dollar. Dazu jeweils Salat, Reis, Kartoffeln, der Hummer wird halbiert gegrillt und mit Käse überbacken, mit Kräutern gewürzt.
Es ist ein Festival. Es nennt sich „Festival d´Hommard“. Das Fest der Hummer. Mindestens 1000 gehen allein in der Casa Greque an diesem Abend durch die Öfen und über die Tische.
Und das ist nur eines von einem Dutzend Restaurants in diesem Viertel der Stadt, nur eines von Hunderten in der Provinz, von Tausenden in den Atlantikprovinzen Kanadas und der USA, die zwischen New York, Maine, Maryland, Nova Scotia, Newfoundland, Neuschottland, Québec und Ontario täglich Hunderttausende Hummer grillen.
Als in Sainte Thérèse, einem kleinen Städtchen 40 Meilen im Norden, dieser Tage ein Restaurant zwei Hummer zum Preis von einem anbot, pilgerten die Kanadier aus der ganzen Region zu Tausenden in die Laurentides, die blauen Berge im Norden der Millionenstadt, um an einer staubigen Straße unter einer strohgedeckten Restaurantterrasse auf großen Platten die Schalentiere – etwas kleiner als gewohnt – zu verzehren als wären es Burger.
Es können mehr als 20.000 Hummer gewesen sein, die allein in diesem Schnellrestaurant als Junk-Food an einem einzigen Wochenende ihr langsames, schmerzhaftes Sterben einem besonderen sozialen Instinkt verdankten: Am Meeresboden wandern sie in langen Schlangen, eine Schere am Schwanz des vorhergehenden, in Richtung kanadische Küste, um dort für Nachwuchs zu sorgen.
Die Fischer legen nun ihre Netze mit Ausläufern, weiten Mündungen gleich, auf den Meeresboden. Läuft eine dieser Hummer-Kolonnen gegen die Wand eines Netzes, so folgt der Leithummer dieser, nicht wissend, daß das einzige Loch im Trichter nicht in die Freiheit sondern genau in eine Hummerreuse führt.
Der erste tappt hinein, alle folgen. Bis die Reuse so voll ist, daß sich die Tiere fast erdrücken. Der Fischer muß das Fanggerät nur noch hochziehen und hat seine Ernte.
Es ist 20 Uhr. Sebastians Hummer liegt auf dem Tisch. Direkt vom Atlantiksand wurde er auf ein Schiff geladen, aus einem Hafen irgendwo an der Felsküste der Atlantikregion gekühlt aber lebend im Lkw nach Montreal und weiter vom Fischmarkt hierher gefahren.
Vielleicht hat das Krustentier gestern noch in Freiheit verbracht.
Er erinnert sich an das Pfeifen und an die Blasen, die aufstiegen, Schreie wie von einem Baby, als er einmal bei Freunden eingeladen gewesen ist, die Hummer selbst gekocht haben.
Bei lebendigem Leib werden diese geselligen Krebse in kochendes Wasser gesteckt, in dem sie ihr Leben quälend langsam auspfeifen. Bis zu zwei Minuten dauert es, bis das Eiweiß geronnen, der Hummer tot ist, damit sich die Gourmets gut und gesund ernähren.
Der Hummer, der vor Sebastian auf dem Teller liegt, wurde gegrillt. Lebendig auf die Flammen, bis der Tod eingetreten ist.
In Deutschland ist es 4 Uhr morgens.
In den Nordamerikanischen Atlantikregionen verzehren die Feinschmecker die letzten und von Jahr zu Jahr kleiner werdenden Hummergründe, während Europa schläft. Die Menschen feiern ein Festival. Bloß für die Tiere, die für die große Party ihr Fleisch hergeben müssen, ist es alles andere als ein „Festival d´Hommard“.
Sebastian nimmt sich vor, daß es sein letzter Hummer gewesen ist.
Nach dem Essen will er richtiges Fleisch! Die Rotlichtviertel in Montreal sind die verführerischsten in Nordamerika. Gerade weil es Animation fast gar nicht gibt. Er geht auf die Suche. Den Boulevard entlang – zunächst nach Norden. „Swimming“, leuchtet unter roter Reklame. 3643 Boulevard Saint Laurent. Nichts wie hoch, erste Etage, es ist – eine Billardhalle.
Und wieder ein Superlativ des Amüsements: Eine Videowand, groß wie ein Einfamilienhaus, auf der Sport und Werbung laufen. Sieben Fernsehschirme über der daneben in den Raum hineingebauten, von zwei Seiten besetzten Bar, auf jedem ein anderes Programm. Der hintere Teil ist dem Sport überlassen: 14 in zwei Reihen angeordnete Pool-Tische mit ausreichend Platz drumherum, um ein Motorradrennen zu veranstalten ... im vorderen Teil sind Tische vor einer Theaterbühne gruppiert. Bistroatmosphäre mit offener Terrassenfront zum brodelnden Boulevard hinaus.
Siddharta, eine karibische Band, und natürlich wieder die obligate Schar von Mädchen, die bedienen, eine schöner als die andere, eine freundlicher als die andere.
Regie führt der Barmann – eine Art Stadtneurotiker, der jeden mit einem Witz begrüßt und verabschiedet. „Solange wir das Leben nicht mit dem Tod bezahlen, können wir doch wenigstens pünktlich und reichlich Steuern blechen, für unser gutes Bier zum Beispiel – eines vom Faß?“ begrüßt er Sebastian, der einen Kalifornischen Rotwein bestellt. Zwei Stunden Milieustudien – dann zieht es ihn weiter.
Eine solche Halle in Berlin würde Millionen einspielen. Wird es aber nie geben – weil die Gewerbemieten selbst im Überangebot der Hauptstadt für diese Dimensionen noch zu hoch sind.
Schließlich findet er, was er sucht: „L´Axe“ steht überm Eingang, 1755 Rue St. Denis. Show, Nackttanz, Bier doppelt so teuer wie anderswo, sieben Dollar die Flasche, dafür gibt es gleich zwei ... und statt Eintritts erwartet ein Gorilla am Eingang eine „Spende – für die Schönheit der Mädchen“, wie er sagt. Sebastian gibt fünf Dollar, was als großzügig gilt und den Gorilla veranlaßt, ihm einen der guten Tische direkt an der Tanzfläche freizumachen.
Hier hat Sebastian Fischer schon einmal gesessen. Mit Sergeij. Er überlegt: Ob die Arbeit angelaufen ist?
Berlin, Viviane, Max, die Familie Pater, die Familie Schneider, die Agentur, ...
... eine halbindianische Schönheit mit kastanienbraunen Haaren bis herab aufs Gesäßt räkelt sich auf dem spiegelnden Holzparkett. Den Strip hat sie hinter sich, sie zeigt ihre Reize ohne.
Ein muskulöser Körper hängt sich mal mit den Kniekehlen über eine Stahlstange in etwa zwei Meter Höhe direkt über der ersten Zuschauerreihe, mal windet sie sich an oder um eine von zwei Stahlstangen an den Eckpunkten der Striptanzfläche. Die Zuschauer gröhlen und feuern sie an, viele kennen die Namen der Damen, viele der Damen kennen die Namen der Betrunkenen, die den Saal füllen.
Wenn ein Gast eine Frau bei sich haben will, kostet jeder Tanz sechs Dollar extra, ein Tisch mit einer Fläche von etwa 30 mal 30 Zentimetern wird vor dem Gast auf den Boden gestellt – und die Lady zeigt ihre Verrenkungen ganz individuell und in eine Richtung. An Sebastians Nachbartisch wird ein Tanz nach dem anderen bestellt, er schaut, ohne zu bezahlen, staunt, wie direkt alles ist.
Hier wird keine Maske aufgezogen. Es geht um das eine und jeder weiß es und alle sind scharf – die einen auf die Dollar, die anderen auf das Fleisch, das zuckt und schwingt, die intimsten Körperteile unter die Nasen der Meute hält, die alles dürfen – nur nicht anfassen.
Um zwei Uhr morgens geht er ins Bett. Sergeij – was mag der Mann machen?“
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Haben Sie je eine schönere Art gelesen, eine Reise in einen Roman zu integrieren? Ich nicht.
Damit empfehle ich dieses Buch allen, die gern reisen und dabei nicht nur Reisekataloge zur Erkundung ihres Ziels verdrücken wollen.
Ihr
Henning Schwertkamp, rms
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