Über Geschmack lässt sich nicht streiten? Falsch, denn man kann hervorragend darüber streiten, besonders beim Styling der Automobil-Modelle. Und besonders bei den Premium-Herstellern Audi, BMW, Mercedes, Porsche oder den Exoten. Über zwei Dinge allerdings lässt sich kaum streiten. Es braucht eine kluge Balance zwischen Evolution und Revolution, wenn es ums Design geht. Denn dann können Automobile Stil-Ikonen entstehen wie zum Beispiel Porsche 911, BMW Z 8, Mercedes SL oder der legendäre Jaguar E- Type. Und darüber hinaus soll das Styling für neue Kunden attraktiv und anziehend sein, ohne die bisherigen Anhänger der Marke zu verprellen.

Genau dies passierte BMW in der Ära des Designers Chris Bangle zur Jahrtausend- Wende, als die eher konservativen Käufer der 7er und 5 er Limousinen sein innovatives, aber gewöhnungsbedürftiges Design zunächst ablehnten.

Heute ist das Styling bei BMW besser ausbalanciert, über alle Baureihen klar differenziert, ein wenig konservativ, aber dynamisch.

Und wie steht es mit Audi? Nun hat man dort zwar eine klare Linie bei technischer Innovation, aber beim Styling leider eine ziemliche Baustelle. Denn die Modelle sehen sich mittlerweile so ähnlich, dass sie beinahe gleichförmig und austauschbar wirken.

Die Gefahr hat man inzwischen wohl erkannt, aber noch nicht behoben. Und so warten wir gespannt auf die neuen Modelle.

Womit es an der Zeit ist, einen Blick auf Mercedes zu werfen. Denn hier gibt es, besonders bei den kleineren Baureihen, deutlich mehr revolutionäre Akzente, was offensichtlich bei jüngeren Kunden recht gut ankommt. Und die hat Mercedes dringend nötig.

Allerdings: Wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Womit wir wieder beim Mercedes SL sind. So ist das neue Modell ab 2012 zwar deutlich leichtgewichtiger und im Fahrverhalten dynamischer geworden. Das haben wir gebührend im Test gewürdigt. Aber das Styling. Was angeblich athletisch sein soll, ist im Vergleich zum Vorgänger recht ausladend und eher pummelig geraten. Und auch manches Face-Lift bei Mercedes wirkt verspielt und unentschlossen, so dass man den Vorgänger plötzlich wieder mehr zu schätzen weiß. Mehr Mut und mehr klare Linie möchte man dem Design-Chef Gorden Wagener und seinem Team zurufen. Dann wird es der Mercedes SL in den Olymp der Stil-Ikonen schaffen. Oder ins Museum of Modern Art in New York.

Dort ist der Jaguar E-Type bereits angekommen. Zu Recht. Schließlich hat selbst der legendäre Enzo Ferrari über ihn gesagt, der sähe ja besser aus als so manches Modell aus eigenem Hause!

Aber Ferrari muss sich nicht verstecken, wenn es um gekonntes Design geht. Immerhin hat Filmstar und Rennfahrer Steve McQueen, selbst eine Ikone des guten Stils, vor dem offenen Ferrari 275 GTB Spider, ehrfürchtig sein Knie gebeugt, bevor er als stolzer Eigentümer mit ihm und Freundin in den Sonnenuntergang fuhr.

Womit wir nun zu Porsche kommen. Der 911 könnte es natürlich ins MOMA schaffen. Hat er aber gar nicht nötig, weil er ohnehin Design-Preise und Renn-Siege ohne Ende gewonnen hat.

Übrigens wollte McQueen seinen dunkelgrauen 911 nie mehr hergeben. So wird man zur Legende, was für den Mann wie für das Auto gelten kann.

Also alles okay bei Porsche? Keineswegs. Da gibt es ja noch den Porsche Panamera. Wie wirkt er auf die Gemeinde der Porsche-Fans? Vielleicht so wie ein 911, den man überdimensional aufgeblasen hat? Oder wie ein Wal im Zierfischteich?

Jedenfalls wäre weniger auch hier mehr gewesen. Also freuen wir uns auf den Nachfolger, der hoffentlich etwas knapper ausfällt, aber dafür mit inneren Werten glänzt.

Zum Schluss sind natürlich noch Exoten wie Aston Martin, Bentley, Maserati, Alfa Romeo und viele mehr zu erwähnen, die immer wieder Modelle schaffen, die das Potential zur Stil-Ikone haben. Deshalb sind sie in unsere Top-Liste aufgenommen, die wir als Denk-Anstoß anfügen. Und damit endet meine sehr subjektive Styling- Kritik - ich freue mich auf zahlreiche Kommentare!

Jaguar E-Type
Porsche 911
Mercedes SL
BMW Z 8
Aston Martin Vanquish Volante (James Bonds Lieblingsmarke)
Ferrari 275 GTB Spider
Maserati Quattroporte
Chevrolet Corvette
Ford Mustang

aber auch

VW Käfer
Golf GTI
Mini Cooper S JCW
Morgan Plus 8
Austin Healey 3000
Shelby Cobra
Triumph TR 4
Alfa Romeo Duetto
und andere
haben gute Chancen,
Einzug in den Stil- Olymp zu halten.

Was meinen Sie?

Wir nehmen gern Anregungen zum Thema entgegen.

Schreiben Sie an den Autor Rüdiger Hubertus Neuenburg, GT, Redaktion (mail@gt-worldwide.com), Stichwort: Stilikonen.

Für uns sind klassisches Styling und eine besondere Historie letztendlich die entscheidenden Kriterien. Ein laut röhrender Auspuff ist eben kein Kriterium, denn daran schätzen wir den Schalter zum Leisestellen im normalen Straßenverkehr am meisten.

Mehr von Rüdiger Hubertus Neuenburg

Mehr Auto und Mobiles

Mehr Alle Marken

Mehr Autoreifen - Autozulieferer

Zum Index aller Ressorts