Ukraine-Krieg ...
... eine Doku, die nicht von denen da oben diktiert wird, sondern von Sachkenntnis und Verstand. Lesen Sie:
"Putin ist böse. Schröder ist böse. Schlachtet sie!" 11-3-2022
Der Westen in der Falle – die beeindruckende Bilanz grüner Außenpolitik 8-3-2022
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Malta, ein Verbrecherstaat? Der Fall Daphne Caruana Galizia
Malta, ein Staat, den man boykottieren sollte. Ein Staat, der sich bestimmt nicht für Julian Assange einsetzt. Ein Staat, in dem die Menschenrechte de facto nicht existent sind. Ein Verbrecherstaat? Drei Jahre nach der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia in Malta zeigen die maltesischen Behörden noch immer kaum Engagement dabei, den Fall aufzuklären. lesen
US-Atombomben aus Deutschland abziehen
Zum Internationalen Tag für die vollständige Beseitigung von Atomwaffen am 26. September

Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung bei der atomaren Abrüstung endlich gerecht werden und, wie von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung gefordert, den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland in die Wege leiten. Die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags der UNO darf aus Deutschland nicht länger blockiert werden, zumal nur noch fünf Staaten fehlen, damit er in Kraft treten kann. lesen
Erdogan stoppen: Zur Behauptung des türkischen Präsidenten, gegen den IS vorgehen zu wollen, tatsächlich jedoch lediglich die Kurden zu bekämpfen, gibt es weltweit Kritik - die von den Nato-Verbündeten der Türkei weitgehend ausgeblendet wird. Das türkische Militär geht an der syrisch-türkischen Grenze gegen kurdische Flüchtlinge vor und verwehrt Opfern der Angriffe des IS die Einreise in die Türkei, während sich IS-Kämpfer dort weiter frei bewegen können. Die Kumpanei Merkels mit Erdoğan muss beendet werden. Das fordern nicht nur Gregor Gysi und Sevim Dagdelen in ihren Kommentaren. lesen
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Privacy Shield ist die neue Daten-Mogelpackung
Die ‚Safe Harbour‘-Nachfolgeregelung der EU Kommission kann die massenhaften Datenerhebungen und -nutzungen durch US-Behörden nicht im Ansatz verhindern und ist weder mit den europäischen Grundrechten noch mit der aktuellen Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vereinbar. Man kann deshalb nur hoffen, dass sie nicht lange Bestand haben wird. Sagt Jan Korte in seiner Analyse in GT. lesen
Dauerstreit und Debatte in GT
Coca-Cola - Aus für 550 Familien
Syrien und der Krieg
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Das neue Buch: "Glück im Schritt"
Die Neuauflage der Prosa-Klassiker von Norbert Gisder. Mit der Geschichte „Die Maske der Schönen“, der Novelle „Mars ruft Venus“ und dem Roman „Amok – oder: Die Schatten der Diva“ hat Norbert Gisder der Deutschen Belletristik drei große, schillernde Werke hinzugefügt, die in jedem ernst zu nehmenden, deutschen Feuilleton Beachtung gefunden haben. In einer Sonderedition gibt die Reihe GT-E-Books für Leser dieses Magazins alle drei Prosastücke in einem Sammelband unter einem schillernden, vieldeutenden Bild neu heraus. „Glück im Schritt“ lautet der metapherndichte Titel. mehr lesen
Gasthaus "Zur Byttna" - Straupitz im Oberspreewald

Das Gasthaus "Zur Byttna" an der Cottbuser Straße 28 in Straupitz hat einen eigenen, einen ganz unverwechselbaren Charme. Das liegt sicherlich an den Köchen, die beste Wildgerichte zaubern, den Beilagen das gewisse Etwas bei-zaubern und Arrangements präsentieren, bei denen schon der Anblick zu einer kulinarischen Kostbarkeit wird. Kein Wunder, dass die Gäste Anfahrten aus Berlin und Dresden nicht scheuen. Und wer nach dem Festmahl im Oberspreewald noch einen Tag bleiben will, dem helfen die Gästehäuser des schönsten Dorfes im Osten. lesen

Äthiopien: Eine Symbiose von Legende und Wirklichkeit
Äthiopien! Die Befremdlichkeit des Wortklanges allein hat von jeher in mir große Neugierde geweckt.
Mein Vater benannte das Land am östlichen Rand von Afrika immer nur als Abessinien. Ich habe von der geheimnisumworbenen Bundeslade gelesen, die in einer kleinen Kapelle im Norden des Landes unter Schloss und Riegel gelagert sein soll. Das alles addierte sich zu einer magischen Vorstellung. Obwohl Äthiopien ansonsten nur selten von sich reden macht, hat mein Interesse am Land und seinen Menschen über die Jahre nie nachgelassen. Das Wenige, das nach draußen gelangte, hielt mich immer in seinem Bann.
Ich erinnere mich an die Live-Bilder von Kaiser Haile Selassie, schmalbrüstig und eher klein von Statur. Seine Schulter-Umhänge so völlig unzeitgemäß. Die Mercedes Staatskarrosse. Dann die Aufnahmen von der schrecklichen Hungersnot in den 70-er Jahren, den Toten und der verkrusteten Erde. Die Zerschlagung der Monarchie und die Ermordung des Kaisers 1974.


Es folgte das 10-jährige Terror-Regime unter Mengisto. Die Selbstständigkeit Eritreas 1991. Der Neubeginn in den 90-er Jahren. Im vergangenen August machte Äthiopien erneut Schlagzeilen: Unerwartet starb dessen langjähriger Regierungschef, Meles Zenawi im Alter von 57 Jahren. Er galt als erfolgreicher Reform-Politiker und stehfester Verbündeter des Westens im Kampf gegen den Terrorismus. Und endlich hatte ich die Gelegenheit, mein längst überfälliges Flugticket nach Addis Abeba zu buchen.
Wie in vielen Hauptstädten, kreuzen sich auch hier alle Wege. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass Addis Abeba sehenswert ist. Die Stadt platziert sich mit Sicherheit auf der Attraktivitäts-Skala eher am unteren Ende. Das Meer von Baukränen beweist Zukunfts-Ambitionen. Die bleischwere Luft ist knallharte Gegenwart. Das heutige Addis Abeba inspiriert mehr die Imagination des Besuchers, als dass seine Realität den Touristenhunger stillt.
Das bergige Land, fast 2500 Meter über dem Meerespiegel gelegen, schien für Kaiser Menelik II. Ende des 19. Jahrhunderts die ideale Topographie für eine neue Hauptstadt. Ein Blick in die lange Geschichte des Landes zeugt davon, dass äthiopische Herrscher ihre Hauptstädte wechselten wie andere ihre Socken. 1887 wurde die „Neue Blume“ (so die Übersetzung) neuer Kaisersitz. Das rigorose Abholzen der umliegenden Wälder führte bald zu einer dramatischen Brennstoff-Knappheit. Menelik II. war drauf und dran, erneut nach einem Standort für eine neue Hauptstadt zu suchen. Doch ein Schweizer namens Alfred Ilg konnte den Kaiser davon überzeugen, schnell wachsende Eukalyptus Setzlinge aus Australien zu importieren. Die „Neue Blume“ konnte an alter Stelle weiter blühen.
1907 eröffnete das „Itegue Taitu Hotel“, die erste Luxus-Herberge der Stadt. Es ist heute noch in Betrieb. Zehn Jahre später dampfte die erste Eisenbahn von Djibouti nach Addis Abeba. Es dauerte allerdings ein weiteres Jahrzehnt, ehe ein stattliches Bahnhofsgebäude eingeweiht werden konnte.
Heute bröckelt der Putz von der neo-kolonialistischen Fassade. Der Zugverkehr nach Djibouti ist seit Jahren eingestellt. 1933 legte Kaiser Haile Selassie den Grundstein für die bombastische „Holy Trinity Cathedral“. Im Jahre 2000 wurden seine sterblichen Überreste hierher überführt. Die Leiche des Ex-Kaisers soll jahrelang unter der persönlichen Toilette des Ex-Diktators Mengistu einbetoniert gewesen sein.
Als die Italiener Äthiopien Ende der 30-er Jahre besetzten, bauten sie sich mit der „Piazza“ ein Stückchen Rom in Addis Abeba. Geblieben ist bis heute der Name und einige erkennbare Gebäude.
In den 60-er Jahren wurde Addis Abeba Hauptsitz der Afrikanischen Union. Im „National Museum of Ethiopia“ liegt eine Nachbildung der weltberühmten „Lucy“, deren 3.5 Millionen alter Schädel 1974 im Osten des Landes gefunden wurde. Neben der „Mutter aller Mütter“ ist „Sealm“ zu besichtigen. Es gilt als das älteste Kinder-Skelett, endeckt 2004, und es soll sogar älter als „Lucy“ sein. Was den Museums-Rundgang so faszinierend macht, ist der Draufblick auf eine einzigartige Fossil-Sammlung, die eine ununterbrochene, 10 Millionen Jahre währende Zeitinie der menschlichen Evolution beschreibt. Äthiopien, die Wiege.
Sollte ich zuvor Momente gehabt haben, in denen ich meinen lang gehegten Wunsch, dieses Land zu besuchen, kurzzeitig anzuzweifeln begann – diese Momente verflogen vollends in den eher unspektakulär eingerichteten Museums-Räumen.
Die Auspuffgase, die riesigen Sinklöcher in den Fußgänger-Wegen, das unschöne Gesicht der Armut und die unreinlichen Gerüche verloren ihre anfängliche Überwältigung. Neugierde zu befriedigen, bedeutet eben nicht, nur Bekanntes und Gewohntes zu bestätigen. Äthiopien ist - wenn nicht ein weißer - doch zumindest ein grauer Fleck in erlebter Erfahrung. Seine dokumentierte Geschichte ist Teil der “Schwarz auf Weiß“-Welt-Chronik, wenig geläufig und bekannt. Die bisherige „Gehirnübung Äthiopien“ ersetzt sich für mich langsam durch gesehene Wirklichkeit.
Nächstes Ziel: der Norden.
Nur knapp eine Flugstunde später landet die Maschine in Bahir Dar. Die Stadt liegt am Rand des legendären Tana Sees. In ihm sind mehr als 20 Inseln verstreut. Noch bis vor 100 Jahren hat kaum ein Fremder von deren Existenz gewusst, geschweige einen Fuß auf sie gesetzt. Es ist hier, wo in den schwer zugänglichen und von Wasser umschlossenen Klöstern die äthiopische Orthodoxie den jahrhundertelangen, muslimischen und jüdischen Rekrutierungsversuchen ein Bein stellten. Manche der ursprünglichen Rund-Holzhaus-Kirchen sind mehr als 800 Jahre alt und bis heute aktiv genutzt von Mönchen, die nicht nur völlige Enthaltung üben, sondern auch ihre kleinen Kloster-Inseln nie mehr verlassen werden.
Sobald der Besucher eine der Kirchen betritt, scheint Zeit völlig an Bedeutung zu verlieren. Vergangenes ist für die, die hier leben, immer das Heute und hat nichts mit Geschichte oder Zukunft zu tun. Der Auswärtige ist bei der Betrachtung der farbenprächtigen Ausmalungen der Innenräume sofort in den Bann gezogen. Die Ikonen erzählen Alt-Testamentarische Begebenheiten mit fast kindlicher Direktheit. Girlanden von Engelsköpfen, eingebettet in Flügel, schweben scheinbar schwerelos um die Bilder. Die Gläubigen blicken vollgesichtig auf den Betrachter herab. Die Ungläubigen sind dagegen im Seitenprofil und nur immer mit einem Auge dargestellt. Jede der Kirchen hat ein Inneres Heiligtum – The Holy of the Holies - wo eine Nachbildung der Bundeslade gelagert sein soll. Der Zutritt ist natürlich aufs Strengste verboten. Eine andere Gemeinsamkeit der Rundbauten: Zwölf Türen, die den Kreuzweg Jesu symbolisieren. Auf den Dächern das orthodoxe Kreuz mit sieben Straußen-Eiern, die an die siebentägige Erschaffung der Welt erinnern. Handgeschriebene und bunt-illustrierte Bücher, manche über 500 Jahre alt, stapeln sich in jeder der Kloster Büchereien. Ihre Seiten: Ziegen-Leder.
Die schauklige Fährenfahrt zurück nach Bahir Dar ist einfach nicht lang genug, um die Weltabgeschiedenheit und Abgeschlossenheit der Klöster gedanklich schnell hinter sich zu lassen. Fischer in ihren traditionellen Papyrus-Booten rudern vorbei, um ihre Tagesbeute zum Markt zu bringen. Ihre schmalen Kanus gleichen denen, die in Ägypten seit Jahrtausenden genutzt werden. Wer hat hier wen und wann kopiert? Der See Tana gilt auch als die Quelle des „Blue Nile“, der sich später stromabwärts mit dem „White Nile“ im Sudan zu einem der längsten Flüsse der Welt vereinen wird, und der von altersher die Lebensader mit mythischer Symbolkraft im „Reich der Pharaonen“ ist.
Der Sprung von der Fähre ans Ufer der 300.000 Einwohner-Metropole bedeutet die Rückkehr in Bahir Dars Wirklichkeit. Die dreirädrigen Motor-Taxis brummen wie Bienen durch die mit den sogenanten Flammen Bäumen gesäumten Straßen, vorbei an spiegelnden Bank-Gebäuden, geduckten Straßenmärkten, unzähligen Internet-Cafés und Restaurants.
Im „Hotel Tana“ begegne ich Scharen von Geschäftsleuten aus China. In Bahir Dar, so lerne ich beim Lesen der Zeitung, sind die Chinesen an Straßenbauprojekten beteiligt. Vor einigen Jahren bauten sie hier ein Wasserkraftwerk. Dass dabei der ursprünglich 400 Meter breite Wasserfall des „Blue Nile“ auf schlappe 100 Meter zusammen schrumpfte, wird achselzuckend von meinem Fremdenführer als „Preis des Fortschritts“ kommentiert. In Addis Abeba landeten die Chinesen kürzlich den Regierungsauftrag, ein öffentliches Nahverkehrssystem zu bauen. Äthiopien ist eine Goldgrube für die schwerreichen Investoren aus dem „Reich der Mitte“.
Was mir bei meiner Reise durchs Land immer wieder auffallen wird, ist die Tatsache, dass die Chinesen überwiegend staatliche Projekte annehmen. Sicheres Geld, wenig Risiko.
Von Bahir Dar sind es etwa drei Autostunden bis nach Gondar, eine der Ex-Hauptstädte Äthiopiens. Die Fahrt überwältigt nahezu meine Augen angesichts der herrlichen Umgebung. Der See Tana schmilzt im Rückspiegel und die Bergkämme der „Simien Mountains“ wachsen am Horizont. Das kräftige Grün der Wälder, die terrassierten Felder an den Hängen, die Bauern mit ihren traditionellen Schals um Schultern und Kopf geschlungen und die scheinbar arglos trottenden Kühe and Esel in der Mitte der Straße vervollständigen die atemberaubende Atmosphäre. Irgendwo hier soll Englands Koenigin Elizabeth II. einst ihren Fahrer zum Anhalten aufgefordert haben. Die einzigartige Landschaft machte die Monarchin teedurstig.
Gondars Stadtzentrum wird von dessen fast 70.000 Quadratmeter großen Festungsgelände „Fasil Ghebbi“ bestimmt. Die 32 Meter hohen Mauern umgeben sieben Schlösser, vorwiegend im 17. Jahrhundert errichtet. Die beeindruckendste und bestrestaurierte Burg ist „Fasilidas Castle“, benannt nach dessen Erbauer Kaiser Fasilidas. Der Grundstein wurde 1640 gelegt. Während der italienischen Besetzung richetete sich hier der Mussolinische Generalstab ein. Die Briten vertrieben die Italiener im November 1941 aus Gondar, allerdings nicht, ohne immensen Bombenschaden in der Festung angerichtet zu haben. 1974 erhob die UNESCO die Schloss-Anlage zum Weltkulturerbe.
Bevor Kaiser Fasilidas seine Burg errichten ließ, veranlasste er den Bau des „Fasilidas Bades“. Bis heute spielt das 2800 Quadratmeter große Becken eine zentrale Rolle während des alljährlichen Timkat Festivals am 19. Januar, dessen Ursprung wohl mit der Bekehrung der Äthiopier zum Christentum im 3. Jahrhundert zusammenhängt. Wann allerdings die Tradition begann, die junge Männer während des Festivals Zitronen nach schönen Frauen werfen lässt, ist nicht zu datieren. Mein Fremdenführer erklärt mir, wenn ein junges Mädchen eine Zitrone auffängt, heißt es, dass die beiden zusammengehen werden. Bisher hatte er selbst keinen Erfolg. Beim diesjährigen Festival will er seine Zitronen mit Klebstoff bestreichen - in der Hoffnung, dass eine davon unvermeidlich an seiner Anvisierten haften bleibt und diese ihn somit nicht zurückweisen kann.
Neben der Zitronen-Anmache hat Gondar auch den Ruf, der Ort für eine der besten and ältesten medizinischen Lehranstalten in Äthiopien zu sein. Nicht zu vergessen, „Dashen“, eines der populärsten Biere im Land, ebenfalls hier gebraut. In meinem Hotel treffe ich ein Gruppe von Deutschen, die seit Monaten eine Großfleischerei am Rande der Stadt errichten.
Mein nächstes Ziel: Axum. Älteste Stadt in ÄthiopIen und ebenfalls einstiger Kaisersitz. Hier wurde das Christentum im dritten Jahrundert zur Staatsreligion erklärt. Es ist bis heute die heiligste Stätte der äthiopischen orthodoxen Kirche. Die Legende sagt, dass Koenig Aksumai, Ur-Ur-Enkel Nohas, als Stadtgründer gilt. Königin Sheba wurde hier vor 3000 Jahren geboren. Es ist die selbe, die als junge Frau nach Jerusalem pilgerte und dort ein Verhältnis mit König Salomon anfing. Wieder zuhause, gebar sie einen Sohn, es war der künftige äthiopische Kaiser Menelik I. Er ist der erste in der salomonischen Geschlechtsfolge, auf die sich alle späteren Herrscher des Landes bis hin zu Haile Selassie berufen sollten.
Zwanzigjährig wollte Menelik endlich seinen Vater kennenlernen und machte sich, wie schon seine Mutter zuvor, auf die neunmonatige Reise nach Jerusalem. König Salomon anerkannte ihn als sein eigen Fleisch und Blut. Was Menelik allerdings dazu bewog, die Bundeslade aus dem Tempel seines Vaters zu stehlen und nach Axum zu bringen, ist bis heute offen für Spekulationen. Nichts desto trotz, die „Arc of Covenant“ soll seitdem in Axum lagern. Mit Ausnahme einer längeren Periode, in der Muslime die Stadt brandschatzten, und Mönche rechtzeitig das Heiligtum in einer der Insel-Klöster im See Tana verstecken konnten. Bis heute gibt es keine belegbaren Beweise, dass es die Moses-Steintafeln mit den 10 Geboten wirklich gibt und wo sie abgeblieben sein könnten. Das gleiche gilt für die Existenz der Königin Sheba und ihren Sohn Menelik oder König Salomon. Doch die Geschichtsschreibung ist voll mit Bezügen und Hinweisen, die auf das Pre-Jesus-Zeitalter zurückgehen.
Manche Historiker beispielsweise spekulieren da, dass Parzival - von Wolfram von Eschenbach im 13. Jahrhundert in einer epischen Ballade verewigt - ebenfalls ein unehelicher Sohn von König Salomon gewesen sein könnte. Das würde Parzival und König Menelik I. zu Halbrüdern machen? Die Schnipsel and Andeutungen in Eshenbachs Werk mit äthiopischen Bezügen sind ebenso faszinierend wie Parzivals’ Suche nach dem „Heiligen Gral“. Ist dieser identisch mit der Bundeslade?
Richard Wagner erhob die Sage zu Opern-Höhen. In der französischen Kathedrale von Chartres, der erste und imposanteste Kirchenbau im Gotischen Stil und ebenfalls im 13. Jahrhundert errichtet, steht eine Statue von Königin Sheba. Ein von Ochsen gezogener Karren, auf dem die „Arc of Covenant“ geladen ist, bewegt sich scheinbar in ihre Richtung. Legende und Wirklichkeit abermals in einer faszinierenden Symbiose.
Wer heute Axum besichtigt, stolpert geradezu unvermeidlich durch jahrtausendealte Überreste von Palästen, Katakomben und gewaltigen Stelen. Einer der Obeliske lässt sich aufs dritte Jahrhundert zurückdatieren. Aufgestellt ragte er 33 Meter in die Höhe und wog über 500 Tonnen. Archäologen vermuten, dass die Säule gleich nach der Errichtung umfiel. Wie diese und all die anderen 75 Obeliske aus dem fünf Kilometer entfernten Steinbruch an ihren vorbestimmten Aufstellungsort gelangten, ist genauso geheimnisumwittert wie die Methode der Errichtung. Die, die noch stehen, sind bis zu 26 Meter hoch.
Selbst die Italiener wussten sich in den 30-er Jahren keinen anderen Rat, als eine davon in drei Teile zu zersägen, um sie als Kriegsbeute nach Rom zu verschleppen. Nach langen Verhandlungen gaben die Italiener die Säule 2005 endlich zurück. Die Unesco hat die Stelen von Axum ebenfalls zum Weltkulturerbe erklärt.
Wenige Gehminuten vom „Stelae Field“ und den darunterliegenden katakombenartigen Mausoleen entfernt, vermischen sich wieder Legenden mit anfassbarer Geschichte. Es sind die freigelegten Grundmauern eines 50-räumigen Palastes. Der Fremdenführer deutet auf eine schmale Umrandung hin: Das Badezimmer von Königin Sheba. In Sichtweite eine Gruppe von Stelen. Das Grab der Herrscherin. Später halten wir am Rand von Shebas Swimmingpool. Nicht weit von hier steht ein unscheinbarer Schuppen. Er wurde über einer Steintafel errichtet, die 1989 hier von Bauern gefunden wurde. Sie gilt als „Äthiopischer Rosetta-Stone“. In drei antiken Sprachen, Sabaen, Ge’ez and Griechisch, ist auf ihr ein Kriegsbericht eingemeißelt. Historiker datieren die Steintafel ins 4. Jahrhundert. Nur ein Steinwurf enternt ist ein weiteres, herrschaftliches Grab. Es soll für König Basen, einen Zeitgenosse von Jesus, in den Felsen geschlagen worden sein. Ein hölzernes Plakat berichtet, dass der Deutsche Enno Littman vor mehr als 100 Jahren an dieser Stelle mit Ausgrabungen begonnen hatte. Was auffällt ist, dass gegewärtig scheinbar nirgends Archäologen am Werke sind. Im Reiseführer lese ich später, dass weniger als 10 Prozent entdeckbarer Historie bisher wieder ans Tageslicht gebracht wurde. Axum: ein Paradies für Archäologen!
Geradezu als Dorn im Auge plaziert sich die übergroße St.-Marien-Kathedrale, die unter der Ägide von Kaiser Haile Selassie in den 60-er Jahren errichtet wurde. Der unterdimensionierte Kronleuchter im Inneren unter der massiven Kuppel erscheint billig und eher peinlich. Er ist ein Geschenk der englischen Königin. Die Kathedrale steht an gleicher Stelle, an der im 4. Jahrundert die originale St.-Marien-Kirche gestanden hat. Auf dem Weg zur nahegelegenen Kapelle, die die Bundeslade beherbergt, bitten mich drei Männer, mit ihnen für ein Photo zu posieren. Später erklärt mein Fremdenführer, dass die drei aus dem Süden Äthiopiens stammten und nicht nur zum ersten Mal einen Weißen gesehen haben, sondern nun sogar einen Weißen mit grauen Haaren. Seitdem kann ich einfach nicht die ungemütlichen Visionen loswerden, dass mein Photo nun irgendwo in einer Hütte hängt und Einheimische schelmisch davor stehen.
Die „Bundeslade“-Kapelle ist so unscheinbar wie eine Datscha in einer Kleingartenanlage. Schmal, quadratisch, Rasen, Blumenbete davor und umzäunt. Ich lerne, dass der Wächter des „Holy of the Holies“ die Kapelle niemals verlassen darf. Ein Mönchs-Kollege reicht täglich Essen über den Zaun, bringt saubere Kleidung und übernimmt die schmutzige Wäsche. Die Einfachheit der Routine fasziniert mich genauso wie die Tatsache, wie wenig die Aufbewahrung des sagenumworbenen Heiligtums abgesichert ist. Für einige Augenblicke stelle ich mir vor, dass ich eigentlich nur über den Niedrigzaun zu springen bräuchte, nach ungefähr weiteren zehn Meter dann durch die Tür spurte und die Bundeslade in Augensicht habe. Gedankenverloren blicke ich auf das einstöckige Gebäude. Hinter diesen unverfestigten Mauern soll die magische Holzbox stehen, die die zwei Steintafeln enthält, die Moses einst vom Berg Sinai herunter brachte. Schiere Vorstellungskraft kann halt ebenso fesseln wie berührbare Gegenstände.
Mein letzter Stop im Norden ist Lalibela. Es ist hier, wo im 12. Jahrhundert die einzigartigen Kirchen jeweils in einem Stück vom Dach beginnend in das massiven Felsgestein nach unten geschlagen wurden. Es gibt keine Belege, wer die meisterlichen Steinmetze waren. Und wieder vermengen sich Unwirklichkeit mit Wirklichem. Die Legende besagt, das König Lalibela im Schlaf von Engeln in die Lüfte erhoben wurde. Sie wollten ihm Jerusalem zeigen. Wieder erwacht, bestimmte er ein äthiopisches Ebenbild der heiligen Stadt hier im afrikanischen Hochland.
Koenig Lalibela soll - mit Hilfe von Engeln - nur 23 Jahre gebraucht haben, um die 12 Kirchen in den Granit zu hauen. Andere Quellen verweisen auf „Weiße Männer“, die die knochenharte Arbeit ausführten. Historiker identifizieren die „Weißen Männer“ als Templer, die sich nach dem Verbot ihres Ordens in aller Herren Länder verstreuten. Die, die nach Äthiopien emigrierten, verdingten sich in Lalibela als Architekten und Steinmetze. Allerdings vermuten Geschichtsforscher, dass die Templer nicht hierher kamen, um in den steinbruchartigen Baustellen zu schuften. Sie kamen, um die Bundeslade, die einst unter den Augen der Wächter des Tempel Salomons von Menelik I. nach Äthiopien entwendet wurde, wieder in ihren Besitz zu bekommen.
Wer auch immer die grandiosen Erschaffer der zwölf Gotteshäuser in Lalibela waren, wird zweitrangig, wenn der Besucher durch die riesigen Pforten tritt. Die massiven Strukturen, genickschmerzenden Aufblicke in die Kuppeln, Balustraden, Bogengänge, ornamentierten Säulen und die Ikonenmalereien sind einfach atemberaubend. Und immer wieder muss ich mir in Erinnerung rufen, dass ich eigentlich im Inneren eines bombastischen Monolithen stehe. Manche der Eingänge zu Stein-Kirchen sind so tief gelegen, dass der Besucher erst schmale und zum Teil nachtdunkle Tunnel meistern muss. Jede der heiligen Stätten ist bis heute für tägliche Andachten genutzt. Ich muss schmunzeln, als ich Richtungsschilder zum Fluss Jordan und Adams Grab passiere.
Bis in die 50-er Jahren war Lalibela kaum zugänglich. Erst nach 1997 konnten die verfestigen Zugangsstraßen und die Fluglandepiste auch während der Regenzeit genutzt werden. Diese Weltabgeschiedenheit der Stadt, die 2600 Meter über dem Meeresspiegel liegt, erklärt auch deren Überleben - trotz der Invasionen, De-Christianierungs-Versuche und europäischer Kolonialbestrebungen. Die Unerreichbarkeit Lalibelas und in gewissser Weise die des Sees Tana bilden irgendwie ein Miniformat, das für das gesamte Äthiopien steht. Seine Bewohner haben selbstbewusst die Hand mitgeführt, die die Weltgeschichte von ihren Anfängen an aufschrieb. Durch die Abgeschiedenheit der Hochebene hat das Land seine Identität nicht nur bewahren können. Es wider- und überstand die unzähligen Kultur- und Religionsgemetzel der Vergangenheit. Die Kehrseite der geographischen Isolation: Ignoranz auf dem Weltradar.
Für mehr als zwei Wochen kam ich hierher; neugiering, zugleich unsicher und mit viel zuviel Unkenntnis. Als das Flugzeug die Startbahn abraste wünschte ich, länger bleiben zu können. Da sind die unzähligen anderen Sehenswürdigkeiten und historischen Plätze, die ich nicht besichtigen konnte. Was ich jedoch am meisten vermissen werde, sind die Äthiopier selbst. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich als Fremder in einem ansonsten fremden Land. Hilfreich, wenn ich mich verlief. Neugierig, was meine Herkunft betraf. Schmunzelnd, wenn ich Bissen von rohem Fleisch ablehnte. Verständig, als ich vergaß meine Schuhe auszuziehen, ehe ich in eine ihrer Kirchen trat.
Schulkinder allerorten waren übereifrig damit beschäftigt, mir im perfekten Englisch ihr Wissen über die „Welt da draußen“ mitzuteilen. Immer wieder forderten sie mich auf, doch ihre Kenntnisse zu prüfen.
„Die Hauptstadt von Rumänien?“ Ich war mir sicher, mit dieser Frage ihr Limit erreicht zu haben. Falsch. Sie wussten die richtige Antwort. Ebenso den Namen der deutschen Bundeskanzlerin. Oder Abebe, mein Fremdenführer in Bahir Dar. Er war erst kürzlich aus dem Krankenhaus entlassen worden, weil er mit dem „Yellow Fever“ infiziert worden war. Das Geld, das er sich nun als Stadtführer verdient, will er für die Fortsetzung seiner abgebrochene Schulausbildung sparen.
Hayle, den ich in einem Straßen-Café in Gondar treffe, träumt von seinem eigenen Restaurant. Das notwendige Startkapital erarbeitet er sich derzeitig als Übersetzer. Sein Englisch ist makellos. Doch Hayle will nun auch Deutsch lernen. Das bringt mehr Übersetzungsgeld.
Girma aus Lalibela sieht seine Zukunft als Leiter einer Kochschule, wo er Touristen die lokalen Rezepte lehren möchte. Sein Vater hat ihn als Zwölfjährigen aus dem Haus gewiesen. Girma wollte weiter zur Schule gehen. Sein Vater wollte ihn auf dem heimischen Bauernhof. Als mir meine Kamera in die braune Brühe eines kleinen Sees außerhalb der Hauptstadt rutschte, tauchte - wie selbstverständlich und unaufgefordert - ein Strandwärter in das murkige Wasser. Stolz brachte er mir meine Kamera. Alle Versuche, ihn zu bezahlen, wehrte er ab. Nach langem Hin und Her konnte ich ihn zu einer traditionellen Tasse äthiopischen Kaffees einladen.